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26.10.2023

Fabrik de luxe

Umbau zum Hotel in Peking von Lissoni Casal Ribeiro


Ein paar Nächte mit Ausblick auf eine chinesische Pagode am Berg, einen vorbeiziehenden Fluss und einen hübsch angelegten Teich klingen nicht so schlecht, oder? Wenn man nun verrät, dass sich dazwischen eine Gruppe alter Kühltürme und eine Sprungschanze drängen, wird es eigentlich nur noch reizvoller. Wer jetzt Interesse hat, muss nach Peking reisen. Dort baute das Mailänder Büro Lissoni Casal Ribeiro eine Fabrikhalle zum Fünfsternehotel um.

Industrie und künstlich angelegte Naturlandschaft lässt sich noch nachvollziehen, aber was macht die Schanze dort? Das Industriegebiet Shougang im Stadtteil Shijinshan, in dem sich eine von vielen Adressen der Luxushotelkette Shangri-La befindet, wurde schon seit Längerem in eine Art Freizeitpark transformiert. Anlässlich der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking entstand dann direkt neben dem stillgelegten Stahlwerk eine Anlage für Freestyle-Ski und Snowboard. Bilder dieser skurrilen Szene sorgten damals in den sozialen Medien für Diskussionen um die olympischen Irrwege.

Bereits im Dezember 2021 wurde in diesem Kontext auch das Shangri-La Hotel im Shougang Park fertiggestellt. Als Bauherrin tritt die Shougang Group auf, ein chinesischer Stahlkonzern, dem das Gelände gehört. Die Architekt*innen erhielten die Grundstruktur der ehemaligen Fabrikhalle und ergänzten sie um mehrere Neubaubereiche. So besteht das Hotel nun aus zwei Abschnitten, die durch einen Garten getrennt sind.

Vorne steht die alte Halle, deren Tragwerk aus massiven Betonelementen und einem stählernen Dachfachwerk zusammengesetzt ist. Die Bauteile hat man freigelegt und im Innenraum effektvoll in Szene gesetzt. Gemeinsam mit enormen Lüftungsrohren, schwarzen Metall- und Holzelementen und einer umfangreichen Bepflanzung bieten sie nun die Kulisse für eine üppige Luxuslandschaft.

Die Bestandsstruktur wird von gebäudehohen Glasfassaden umhüllt, wodurch ein 20 Meter hohes Atrium mit Restaurants und Bars entsteht – natürlich in opulenter Ausstattung. Zusätzlichen Raum für kleinere Veranstaltungen gibt es in einem eingehängten Zwischengeschoss, das man über eine rote Wendeltreppe oder drei außenliegende Stahltreppen erreicht. Um die rohen Betonstützen innen wie außen zeigen zu können, ließen die Architekt*innen die Frontfassade im ersten Obergeschoss verspringen. Die Gebäudehülle führen sie damit quasi durch die Stützenreihe hindurch.

Direkt an den Bestand schließt rückwärtig ein Neubauvolumen mit ähnlichen Dimensionen an. Hier sind das Spa inklusive Fitnessstudio und weitere Veranstaltungsräume zu finden. Die 282 Zimmer und Suiten wurden jenseits des zentral gelegenen Gartens in vier kleineren Baukörpern untergebracht. Über eine Brücke sind sie mit dem Hauptgebäude verbunden. Im Kontrast zum gläsern eingehausten Bestand wurden die Neubauten in schwarze Keramikziegel und Metalllamellen gehüllt.

Insgesamt kommt das Hotel auf rund 54.100 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Etwa 23.500 davon sind unterirdisch und allein der Technik und Verwaltung gewidmet. Lissoni Casal Ribeiro ist neben der Architektur auch für die Außenanlagen verantwortlich, die Innenraumgestaltung inklusive Möbeldesign stammen ebenso aus dem Mailänder Designbüro Lissoni & Partners. (mh)

Fotos: Tsing Lim@AGENT PAY


Zum Thema:

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