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22.01.2025
Das Dorf in die Kirche lassen
Umbau von urbain architectencollectief in Kortrijk
Im belgischen Kortrijk sollen in den nächsten Jahrzehnten 25 Kirchen transformiert werden. Das sieht ein Masterplan der Kommune vor. Den Startschuss setzte das Büro urbain architectencollectief (Gent) mit dem Umbau der Sint-Corneliuskerk zu einem Kulturzentrum. Einen kleinen Raum für sakrale Zusammenkünfte haben die Architekt*innen dabei erhalten.
Die Grundfesten des Gotteshauses im ländlich geprägten Ortsteil Aalbeke stammen aus dem Mittelalter. Die aktuelle neoklassizistische Erscheinung geht auf eine Neuerrichtung im Jahr 1805 zurück. In den letzten beiden Jahrhunderten folgten mehrere Umbauten. Die größte Herausforderung sei gewesen, so die Architekt*innen, der Kirche eine neue Bedeutung zu geben. Inspiration fand das Büro schließlich in Gemälden niederländischer Maler aus dem Goldenen Zeitalter, die häufig Kirchenräume zeigen, in denen das alltägliche Leben stattfindet. Nach dem Umbau bietet die Kirche Platz für ein flexibles Foyer, eine Bibliothek, Räume der Musikschule und einen Gebetsraum für nunmehr 80 Personen.
Die Seitenschiffe wurden abgeteilt und nehmen nun Räume der Musikschule sowie der Stadtteilbibliothek auf. Das Mittelschiff wurde quer halbiert und dient im vorderen Bereich als Foyer. Statt Gottesdiensten findet hier beispielsweise Stuhlyoga für Senior*innen statt. Der hintere Teil mit dem Chor bleibt seiner liturgischen Nutzung treu und wird weiterhin für religiöse Zusammenkünfte genutzt. Seine beiden Zugänge verstecken sich vom Foyer aus zurückhaltend in der Holzvertäfelung und wirken angesichts der vorhandenen Formsprache fast schon etwas zu profan. Hier hilft das Rettungswegsymbol beim Finden.
Sollten die Dorfbewohner*innen die Sint-Corneliuskerk trotz der Umnutzung meiden, erfahren sie spätestens durch einzelne, neugeschaffene Öffnungen in der Fassade vom veränderten Raumprogramm. Ähnlich wie die Interventionen im Inneren ermöglichen auch diese die autonome Nutzung der Einheiten. Im Außenbereich schließt eine als Tribüne nutzbare Terrasse direkt an den Lesesaal an. Die Kosten für den Umbau lagen bei rund 1,5 Millionen Euro, schreiben die Architekt*innen. (tg)
Fotos: Dennis De Smet, urban architectencollectief
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