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27.07.2021

Stadtbauernhaus mit Atelier

Umbau in Oberbayern von Stephanie Hirschvogel


Am Westufer des Lech, etwa auf halbem Weg zwischen München und Füssen, liegt die Kleinstadt Schongau mit 12.500 Einwohnern. Seit knapp drei Jahren hat Stephanie Hirschvogel hier ihr eigenes Büro, nachdem sie zuvor bei Christ & Gantenbein in Basel, bei Caruso St John in Zürich und bei AFF Architekten in Berlin arbeitete. All diese Einflüsse lassen sich in einem von Hirschvogel kürzlich realisierten Umbau- und Sanierungsprojekt in der weitgehend geschlossen erhaltenen und als Ensemble unter Denkmalschutz stehenden Altstadt von Schongau wiedererkennen. In einem großzügigen Stadtbauernhaus aus dem 19. Jahrhundert entstanden sechs neue Wohnungen, außerdem wurde an einer Backsteinmauer im Hof, wo sich einst vermutlich ein Viehstall befand, ein kleines Architekturatelier gebaut.

Seitens der Denkmalpflege gab es zwei Auflagen für den Umbau: die Beibehaltung des alten Gebäudevolumens einschließlich der Dachform sowie die Gestaltung aller Fassaden gemäß den Anforderungen des Denkmalschutzes. Für die Architektin ergab sich somit die Aufgabe, die typologische Qualität der Wohnungen herauszuarbeiten, die Fassaden sowie den Dachstuhl nach historischem Vorbild zu sanieren und dabei die Strukturen des über die Jahre mehrfach umgebauten Hauses sinnvoll neu zu organisieren. So war etwa die Hofdurchfahrt, die ursprünglich von Vieh und Fuhrwerk genutzt wurde, in den 1960er Jahren verbaut worden.

Nun wurde der Durchfahrt ihre ehemalige Funktion als zentraler Zugangsbereich zurückgeben. Von hier werden fünf Wohneinheiten erschlossen, und nördlich der Passage erreicht man über einen eigenen Eingang an der Straße die sechste Einheit, eine separate Erdgeschosswohnung mit Wintergarten zum Hof. Zur Straße wurden die kleinen Fenster der frühbarocken Fassade beibehalten, hinter der nun die Schlafzimmer der Wohnungen liegen. Die neue Hoffassade öffnet sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss mit großen Glasscheiben zum Gemeinschaftshof, die hier befindlichen Wohnküchen haben Abendlicht. Über dem Erdgeschoss kragt auf ganzer Breite des Hauses eine kräftige Betonplatte als Balkon aus, darüber erhebt sich ein hohes Dach. So profitieren die Erdgeschosswohnungen vom Zugang zum Hof, die Einheiten im Obergeschoss vom Balkon und die Dachgeschosswohnungen von einem kleinen Galeriegeschoss, das in den historischen Dachstuhl eingefügt werden konnte.

Das Atelier im Hof ist separat nutzbar und nimmt Bezug auf die kleinen Zweck- und Gewerbebauten der Nachbarschaft. „Es erinnert in der Setzung und Gestalt an eine Remise“, so Hirschvogel. „Die Materialien im Inneren wurden weitestgehend unbehandelt gelassen, die Konstruktion wird bewusst gezeigt.“ Die mit dem Vorderhaus korrespondierenden Farben und Details verraten den Zusammenhang – wobei sich das Oxidrot der Fenster- und Türrahmen wiederum an der Farbpalette der Umgebung orientiert. Das unter dem historischen Namen Grünes Haus bekannte Gebäude strahlt nun in Creme- und Rottönen. Insgesamt ist eine Bruttogeschossfläche von 640 Quadratmetern entstanden, die – wie schon früher in der Schongauer Altstadt – zum Wohnen und Arbeiten dient. (fh)

Fotos: Philip Heckhausen


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