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23.11.2021

Konzerthalle wird Stadtteilzentrum

Umbau in Antwerpen von Atelier Kempe Thill und RE-ST


Konzerthaus, Ausstellungshalle, Diskothek: Der Gebäudekomplex De Harmonie in der südlichen Innenstadt von Antwerpen entstand 1846 nach einem Entwurf des jungen Architekten Pieter Dens als Sommersitz der Société Royale d’Harmonie. Nach einer wechselvollen Geschichte, die Ende der 1970er Jahre in einem Komplettumbau zum Tanzlokal kulminierte, lässt sich die Architektur nun wieder in ihrem ursprünglichen Charakter erfassen. Atelier Kempe Thill (Rotterdam) in Zusammenarbeit mit RE-ST architecten (Antwerpen) waren für die Transformation des einstigen Konzerthauses in ein Stadtteilzentrum verantwortlich.

Das Projekt geht auf einen Open-Oproep-Wettbewerb im Jahr 2010 zurück. Ursprünglich sollte hier ein nicht-konfessioneller Festsaal entstehen. Nach einem Regierungswechsel 2013 folgte dann die Umwidmung zum Stadteilzentrum mit Veranstaltungsraum, Bürgerservice, Büroflächen und Café in der ebenfalls historischen Orangerie. Der Projektperimeter umfasste auch den angrenzenden Harmonie-Park, die Sanierung eines Brunnens von Henry van der Velde und ein benachbartes Stadthaus. Die unterschiedlichen Funktionsbereiche wurden dabei entlang einer Achse von West nach Ost aufgereiht.

Ein zentraler Aspekt des Entwurfs sind die ausgeprägten Beziehungen der historischen Architektur zum Park. Letzterer wurde in Zusammenarbeit mit LAND landschapsarchitecten und ARA (beide Antwerpen) nach der konzeptuellen Idee eines zeitgenössischen englischen Landschaftsparks neu gestaltet. Zum einstigen Konzerthaus hin wurde das Gelände leicht abgesenkt, um das Volumen besser in den Park zu integrieren. Die Fassade erhielt außerdem entsprechend ihres ursprünglich klassizistischen Charakters eine Purifizierung mit teils zeitgenössischen Mitteln. In Absprache mit dem Denkmalschutz wurden hierfür unter anderem Vorbauten von 1890 entfernt und einst vorhandene Balustraden im Attikabereich in abstrahierter Form wieder ergänzt.

Das harmonische Zusammenwirken verschiedener Zeitschichten setzt sich auch im Innenraum fort, wo aufgrund des Umbaus zur Diskothek nur noch wenig historische Substanz erhalten war. Die Architekt*innen arbeiten hier mit grauem Terrazzo, der in Form von Wand- und Stützenverkleidung auch in der Vertikalen wirkt. Die Decken konnten hingegen in ihrem originalen Zustand wiederhergestellt werden. Die gesamte Technik und die akustischen Elemente ließen sich unauffällig in den Ausbau integriert werden. Die Funktionen des Bürger*innenzentrums fanden wiederum in eingestellten Holzeinbauten Platz. Im Falle einer Konzertnutzung lassen sich diese mit wenig Aufwand verschließen beziehungsweise zu Seite schieben. (sb)

Fotos:
Ulrich Schwarz, Berlin


Zum Thema:

Mehr zum Open Oproep auch in der Baunetzwoche#557: Das Wunder von Flandern.


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