Auf der Sonnenseite des Zürichsee-Ufers haben die späten 1960er Jahre einige diskutable Bauten hinterlassen. Zwischen Le Corbusiers letztem Werk, einem Kunstpavillon von 1967, und Justus Dahindens futuristischer Pyramide aus demselben Jahr steht seit knapp 50 Jahren ein terrassiertes Bürogebäude, das kürzlich von C.F. Møller (Aarhus) transformiert wurde. Die Sonne wurde dabei zum Formgeber für die baulichen Ergänzungen.
Der Entwurf für die Bellerivestrasse 36 von Walter Niehues stammt ebenfalls aus den 1960er Jahren. Fertiggestellt wurde der damals 700 Personen fassende, vollklimatisierte Verwaltungsbau für das Finanzierungsunternehmen Elektrowatt allerdings erst 1974. Nach der Zerschlagung der Elektrowatt um die Jahrtausendwende ging das Gebäude 2004 schließlich in den Besitz der Allreal Holding über. Diese betreibt den Bau bis heute und beauftragte C.F. Møller 2019 als Sieger eines Studienauftrags mit Umbau und Sanierung. Das Gebäude sollte sich laut Bauherrin künftig als „repräsentatives, zukunftsweisendes und nachhaltiges Bürohaus“ präsentieren und im Erdgeschoss mit einem Restaurant zur Umgebung geöffnet werden.
C.F. Møller versahen das Gebäude mit einer komplett neuen Hülle. Sämtliche Fassadenplatten wurden im Zuge des Umbaus entfernt und die Fensterbänder durch raumhohe Glasscheiben ersetzt. Unverkennbar sind die weit auskragenden Vordächer, die jedes der sieben Geschosse bekrönen und so möglicherweise Assoziationen an fernöstliche Pagoden hervorrufen. Laut Architekt*innen greife der Champagnerton die Farbpalette der Umgebung auf und interpretiere die Ästhetik der 1970er Jahre.
Die Vordächer tragen darüber hinaus auch zur Energieeffizienz des Gebäudes bei. Fenster werden durch den Überhang von 1,80 Metern vor Sonneneintrag geschützt. Unter der eingefärbten Glashaut verbergen sich zudem insgesamt rund 1.700 Photovoltaikmodule, die etwa die Hälfte des Energiebedarfs decken sollen. Innen legten C.F. Møller ein Atrium direkt an die Eingangsfassade. Hier windet sich nun eine Wendeltreppe bis ins vierte Obergeschoss. Auch in den übrigen Räumen wurden sämtliche Oberflächen erneuert. Kiesflächen im Garten und auf den Dachterrassen wurden durch begrünte Bereiche ersetzt.
Der Umbau wurde unter Maßgaben des Minergie-A-Standards realisiert und erhielt den European Green Award 2024. Die Hälfte der Nutzfläche von rund 12.000 Quadratmetern wird inzwischen von einem Schweizer Luxus-Kosmetikunternehmen angemietet. Laut Aussage der Allreal wurde zu Projektbeginn 2019 mit Sanierungskosten in Höhe von 50 Millionen Schweizer Franken (knapp 53 Millionen Euro) gerechnet. (tg)
Fotos: Mark Hadden, Goran Potkonjak, Peter Sikker Rasmussen (C.F. Møller)
Zum Thema:
In einer Veröffentlichung von 1975 im Magazin as Schweizer Architektur erklärte man den terrassierten Baukörper als „Einfügung der grossen Baumasse in das Uferbild“. Noch poetischer klang dort allerdings die Erläuterung der Außenraumplanung, mit der „die Rückstauwirkung aus der in der grünen Welle fahrenden Autokolonne“ verhindert werden sollte.
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auch ein | 19.02.2025 17:49 Uhrarchitekt
@1
da gibt es keine kaskade.
das ding steht auf der flachen wiese, der see ist paar meter weg
ohne blabla, ganz einfach....