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12.10.2022

Am Ende Shopping

Umbau der Battersea Power Station durch Wilkinson Eyre


Nicht anders als das themseabwärts gelegene Kraftwerk Southbank, das heute die Tate Modern beherbergt, ist die Battersea Power Station in London ein Werk des britischen Architekten Sir Giles Gilbert Scott. Nach fünfzigjährigem Betrieb 1983 außer Dienst gestellt, hat der denkmalgeschützte Ziegelbau in der Architekturgeschichte wie in der Popkultur seinen Platz: In Monthy Pythons Der Sinn des Lebens ebenso verewigt wie in Alfred Hitchcocks Sabotage, ziert das Kraftwerk – mitsamt einem schwebenden Schwein zwischen zweien seiner Schornsteine – auch das Cover des Pink Floyd-Albums Animals. Nach einem Umbau, der Plänen von Wilkinson Eyre Architects (London) und des Landschaftsarchitekturbüros LDA Design (London) folgte, wird der Komplex in dieser Woche als Einkaufszentrum, Bürostandort und Wohnadresse wiedereröffnet.

Kurz nachdem das Kraftwerk vom Netz ging, noch zu Zeiten Magaret Thatchers also, war der Plan aufgekommen, das Gebäude zu einem Indoor-Freizeitpark umzugestalten. Der damalige Developer öffnete zwar das Dach, um die technischen Einbauten zu entfernen, konnte die zum Umbau erforderlichen Mittel allerdings nicht aufbringen. 1989 wurde die Immobilie deshalb an ein Hongkonger Unternehmen veräußert, das neben Ladenflächen und Restaurants auch Wohnungen und ein Multiplexkino am Themseufer schaffen wollte. Für Unmut sorgten anderthalb Dekaden später Ankündigungen, die vier charakteristischen Essen abreißen zu wollen. Dazu kam es allerdings nicht, wurde der Komplex doch 2006 mit großem Gewinn an eine irische Immobiliengesellschaft verkauft.


Nach Plänen von Rafael Viñoly Architects (New York) sollten in der Folge nicht nur Wohnungen und Büros auf dem Gelände entstehen. Auch die neuerliche Stromerzeugung – nicht mehr durch die Verfeuerung von Kohle, sondern mittels Biomasse und Abfällen – war vorgesehen. Die Absicht, in diesem Zuge einen Turm von zunächst 300, dann nur noch 250 Metern Höhe als Kamin zu errichten, scheiterte nicht zuletzt am Widerspruch des damaligen Bürgermeisters, der Boris Johnson hieß. Nebst zahlreichen Vorschlägen und Gegenvorschlägen, die in der Folge lanciert wurden, indem etwa der Umbau zur Konzert-Location angeregt wurde, legte Viñoly eine zweite Fassung des Masterplans vor. In acht Abschnitte untergliedert, sah der Entwurf eine Bebauung vor, die den Bestand nicht überragen, sondern die Präsenz des Kraftwerksgebäudes unterstreichen sollte. Für die Umsetzung der Büro- und Wohnbauten konnten prominente Architekturbüros wie Gehry Partners (Los Angeles) und Foster + Partners (London) gewonnen werden.

Und nun, nachdem die Schornsteine doch noch abgebrochen und durch Rekonstruktionen ersetzt wurden, kann auch das Kraftwerksgebäude wieder genutzt werden. Im einstigen Kesselhaus wurden Büroflächen geschaffen, in den westlich und östlich gelegenen Schaltwarten sind Wohnungen entstanden. Nach Fertigstellung aller Vorhaben soll das Areal 20.000 Arbeitsplätze und 25.000 Menschen ein Zuhause bieten. Als Attraktion ist zudem ein gläserner Lift vorgesehen, der bis an die Spitze einer der wiederaufgebauten Schlote fahren und von dort tolle Ausblicke über die Themse eröffnen soll. Das mag einerseits spektakulär klingen – dass aber in der früheren Turbinenhalle ausgerechnet eine Shopping Mall entstanden ist, mutet dann doch wie eine Idee aus den 1980er-Jahren an. (ree)

Fotos: Jason Hawkes, Peter Landers, Hufton+Crow, John Sturrock, Brendan Bell, Backdrop Productions, James Budgen



Zum Thema:

Mehr zum wohl bekanntesten Industriegebäude der Welt in der Baunetzwoche#57


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