Auf dem örtlichen Friedhof der tschechischen Kleinstadt Vimperk hat das Architekturbüro Jakub Vašek (Prag) eine bemerkenswerte Trauerhalle realisiert. Sie stellt die äußere Form ihres Vorgängerbaus wieder her, verwendet auch dessen Materialien wieder, doch schafft im Inneren einen durchweg zeitgenössischen Andachtsraum samt Oberlicht.
Bereits der Bestandsbau diente als Trauerhalle, wurde in den vergangenen Jahren jedoch nur noch als Abstell- und Lagerfläche für Rasenmäher und andere Werkzeuge genutzt. Die ursprüngliche Planung sah vor, den Bau aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die neuerliche Nutzung als Trauerhalle instand zu setzen. Die Bauvorbereitung offenbarte jedoch den schlechten baulichen Zustand sowie fehlende tragfähige Fundamente. Der Architekt und die Gemeinde als Bauherrin entschieden daher, den Bestand abzutragen, um ihn in seiner ursprünglichen Kubatur und Fassadengliederung – ergänzt um zwei Fensteröffnung – wiederherzustellen.
Der Neubau integriert originale Fundamentsteine sowie die Ziegel des Altbaus, die im Innenraum weiß gestrichen sichtbar bleiben. Eine Sandskulptur aus der einstigen Trauerhalle befindet sich heute am Ende der zentralen Achse, hinter dem Katafalk und wird von zwei Eisenplatten gerahmt. Rechts und links reihen sich Sitzbänke aus Eichenholz auf, die ebenfalls Jakub Vašek entwarfen. Darüber steigt ein holzgetäfelter Lichtschacht schräg empor und gibt über ein Dachfenster den Blick in den Himmel frei. Im hinteren, schmaleren Gebäudetrakt kommen Besuchertoiletten sowie Lager- und Arbeitsräume für die Instandhaltung des Friedhofes unter. (sbm)
Fotos: Filip Beránek
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