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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Tramdepot_und_Wohntuerme_in_Zuerich_von_Morger_Partner_Architekten_10029497.html

02.09.2025

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Harte Kante an der Limmat

Tramdepot und Wohntürme in Zürich von Morger Partner Architekten


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Das Anpassen von Wohngrundrissen an Tiefgaragenraster sollte für Architekt*innen inzwischen eine wohl geübte Aufgabe sein. Doch wie verhält es sich, wenn im untersten Geschoss Straßenbahnen statt Autos einfahren, parken und rangieren? Morger Partner Architekten aus Basel stellten sich einer in diesem Sinne ambitionierten Bauaufgabe, indem sie ein Zürcher Tramdepot um neue Stellgleise erweiterten und rund 190 Wohnungen on top setzten.

Seit etwa zehn Jahren ist das Projekt Thema in der Stadt. Angefangen hatte es 2015 mit einem Sanierungswunsch der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), die ihr Tramdepot in der Hardturmstrasse mit neuen Gleisen und „zeitgemäßer Bereitstellungsinfrastruktur“ aufrüsten wollten. Das Grundstück mit dem Bestandsbau von 1902 liegt im aufstrebenden, sogenannten Industriequartier in Zürich-West, direkt an der Limmat und im gleichen Straßenzug wie die Escher Terrassen von E2A.

Ende 2015 lobte die Stadt Zürich einen Wettbewerb aus, der neben dem Ausbau des Tramdepots ergänzende Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und rund 200 Wohneinheiten in neuen Obergeschossen forderte. In diesem einphasigen, anonymen Verfahren setzte sich der Entwurf von Morger Partner durch. Im Februar 2020 bestätigte eine Volksabstimmung die Vorauswahl – 70 Prozent der Beteiligten stimmten mit „Ja“. 2021 folgte der Baubeginn.

Um möglichst viel Wohnraum aufnehmen zu können, wurde das Depot Hard sichtbar vergrößert: In Verlängerung der beiden Bestandsbauten ergänzte man zwei fünfgeschossige Sockel, die zu den Straßen schmale Gewerbefunktionen aufnehmen. Je Seite platzierten die Architekt*innen außerdem ein Hochhaus. Zur Limmat bekrönt ein 23-geschossiger Turm den Sockel etwa mittig, zur Hardturmstrasse bildet ein am Rand platzierter 22-Geschosser den Auftakt zum Quartier.

Die Trams fahren durch den historischen Mittelbau im Erdgeschoss bis in die neuen Bereiche der überhöhten Fahrzeughalle. Diese ist als halböffentlicher Dachgarten begehbar. Der großzügige Rangierbereich liegt hingegen auf dem sonst unbebauten westlichen Teil des Grundstücks. Insgesamt bietet das Depot Raum für 25 Trams und Arbeitsplätze für 200 Mitarbeiter*innen der VBZ. Zehn Gewerbeeinheiten sind in der regulären Vermietung.

Die 192 Wohnungen in den Obergeschossen variieren zwischen 1,5 und 7,5 Räumen, wobei die kleinste Einheit etwa 60, und die größte etwa 180 Quadratmeter misst. Gut 40 Einheiten kommen als zweigeschossige Town Houses im Sockel unter und nutzen zur Erschließung den direkten Gartenzugang. Die übrigen Wohnungen sind in den Türmen gestapelt und je um ein Treppenhaus organisiert. In Summe umfasst der Komplex nach Umbau und Erweiterung 47.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche.

Konstruiert wurde zum Großteil in Stahlbeton, die Tragwerksplanung stammt von Ulaga Weiss (Basel). Gestaltungstragend für die Fassade sind zudem Fertigteilrahmen aus Sichtbeton, die ein einheitliches Raster bilden und mit unterschiedlich weit geöffneten Fensterelementen bestückt oder mit Loggien versehen sind. Diese recht strenge Gestaltung distanziert sich deutlich vom Bestandsbau, der seinerseits dem Heimatstil zuzuordnen ist. Dafür treten die Ergänzungen in einen gestalterischen Dialog mit den gegenüberliegenden Escher Terrassen.

Mit der Öffnung des Wettbewerbs für Wohnnutzungen wollte die Stadt an ein in der Gemeindeordnung verankertes Anliegen anknüpfen: Rund ein Drittel aller Zürcher Wohnungen soll laut Zielsetzung bis 2050 gemeinnützig sein. „Die Wohnsiedlung schafft dringend benötigten gemeinnützigen Wohnraum in einem Quartier mit vorwiegend teuren Wohnungen“, lässt sich Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) in einer Pressemitteilung zitieren.

Der Kostenrahmen für die Gesamtmaßnahme wurde mit umgerechnet rund 230 Millionen Euro angegeben. Explizit subventionierte Wohnungen konnten seitens der Stadt „aufgrund der aufwendigen Bauweise auf dem Tramdepot“ nicht angeboten werden. Die gesamte Fertigstellung erfolgt erst Ende 2025, im Sommer konnten aber schon einige Wohnungen bezogen werden. (tg)

Fotos: Roman Weyeneth


Zum Thema:

Auch in Bern wurde kürzlich ein Tramdepot erweitert, das Penzel Valier mit einer transparenten Hülle versahen.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

16

Arcseyler | 04.09.2025 16:02 Uhr

.de

Zu 15: Gesetze sind restriktiv, Gestaltung ist kreativ, so auch die Gesellschaft.

15

auch ein | 04.09.2025 14:16 Uhr

architekt

@14:
na erklären sie doch mal bitte.
gerne so dass es auch normalos verstehen ....

14

Arcseyler | 04.09.2025 13:01 Uhr

.de

Städtebau noch als architektonische Setzung, nicht als B Plan Mimikry. Sagt alles über den Charakter einer Gesellschaft.

13

a_C | 04.09.2025 11:24 Uhr

Furchtbar!

Selbst wenn in die Ausführung viel Geld geflossen ist und selbst wenn Fachleute den Bauten dieses Geld ansehen: Dieses Plattenbau-Ensemble ist eine Katastrophe.

Städtebaulich ist es vollkommen in Ordnung - sogar richtig gut - aber gestalterisch so trost- und lustlos, dass man jetzt schon die zukünftigen Bewohner bedauern muss. Schade, denn etwas weniger "Coolness" und etwas mehr "Human Scale" hätten ausgereicht, dass es als gelungen bezeichnet werden kann.

12

Babo | 03.09.2025 14:28 Uhr

Hart und heftig

Qualität hin, Berlin her - vor der Herausforderungen unserer Zeit eine innerstädtische Betonwüste zu feiern fällt mir schwer, da lösen auch Pflanzkästen und begrünte Dächer keinem Jubelsturm aus.
Die Wohnungen feiere ich, gleichwohl würden sie mich im bewohnten Zustand nach einigen Jahren interessieren - sind die Bewohner auch so begeistert vom Sichtbeton wie wir Architekten?

@Menna: Schau dich vorm Kommentar schreiben kurz mal in Dortmund an der A2 um: Viel mehr als Wiesen, Felder und Einfamilienhäuser wirst du dort nicht finden. Die Chance dieses Ungetüm dort genehmigt zu kriegen halte ich für äußerst gering ;)

11

ulknudel | 03.09.2025 12:04 Uhr

@ Kommentar 8

In dieser Qualität würde so etwas NIE in Berlin stehen. Das ist der einfache Unterschied. Und ja ich würde dort einziehen.

10

auch ein | 03.09.2025 10:19 Uhr

architekt

@8 und @9:
ja es ist saukalt. "schön" ist anders...innen sind in den türmen ausschliesslich wohnungen ab der ebene über dem tramdepot.
und die lage ist hervorragend: direkt am fluss und grünzone , zwei minuten zur Tramstation, 10 min mit dem tram zum HBF.
nur autos darf man nicht haben (braucht man dort auber auch nicht...)

9

mages | 03.09.2025 09:22 Uhr

TÜRME?

Was in den Türmen geschieht, verschweigt der Artikel geflissentlich und auch die Grundrisse geben darüber keine Auskunft. So bleibt die Fenstersetzung dort ebenso rätselhaft wie die Nutzung.

8

peter | 03.09.2025 08:57 Uhr

wenn das ding in berlin stünde,

würde es hier komplett zerrissen werden. aber sobald so ein seelenloses und kaltes gebäude in der schweiz steht, wird es abgefeiert. keiner von den jubelpersern in diesen kommentarspalten würde da freiwillig einziehen.

7

auch ein | 03.09.2025 08:52 Uhr

architekt

"Das der Komplex auf der Tram steht macht es natürlich besonders interessant.
Da juchzen die Architekten und Tragwerksplaner:"

stimmt nicht ganz. der "komplex" über der Tram ist eigentlich nur das dach mit dem komischen holzspielplatz drauf, die hochhäuser sind nebendran.
jedoch (zur freude der tragwerksplaner und vor allem der rohbaufirma...) musste man für die fundamentierung doch recht tief bohren und der fluss hat das auch nicht leichter gemacht.....

6

Menna | 02.09.2025 18:55 Uhr

Solala

Dem Gebaeude fehlt aber arg der Schweizer Charme. Innen gut gemacht, aber vom Fluss aus eine harte Felswand, die gerade neben dem Altbau wie eine Betonfaust wirkt. Gruselig. Die Schweizer Architekten wollen ihrer Heimat jede Schweiz austreiben. Wo ist denn da auch nur ein Funken Verbundenheit zur Gelassenheit Zuerichs? Das koennte so doch auch in Dortmund an der A2 stehen.

5

Hinrich Schoppe | 02.09.2025 18:42 Uhr

Elegant brutal

Mal wieder ein Super Ding, dass sich vermutlich nur Schweizer (finanziell) erlauben dürfen.
Zuerst dachte ich, boah, ganz schöner Klopper neben dem schnuckeligen Altbau, aber als ich das disparate Umfeld gesehen habe...
Hut ab, gut gemacht!
Ein Haus als 13. Fee, wenn schon alles fast zu spät ist.
Das der Komplex auf der Tram steht macht es natürlich besonders interessant.
Da juchzen die Architekten und Tragwerksplaner:
Endlich mal eine würdige Aufgabe! Ernstgemeint!
Ein bisschen grüner und humaner darf es vielleicht noch werden.
Aber die großen Architekten hatten es meist nicht so mit Humanität, mein Eindruck, also geschenkt...

4

auch ein | 02.09.2025 16:44 Uhr

architekt

@2:
stimmt nicht ganz..."Innerstädtisch" ist das noch nicht, und verdichtet auch nicht.
Aber es wird! derzeit hauptsächlich büro und gewerbe und abends mausetot aber das depot ist ein erster schritt.

und es dürfen sich ALLE menschen bewerben. die bewerbung für ausschliesslich Zürcher wurde diskutiert aber als diskriminierend verworfen

3

Andreas Wolf | 02.09.2025 15:58 Uhr

Wohnen wie die Knackis

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2

Oliver Hebeisen | 02.09.2025 15:53 Uhr

Lernen von Zürich

Von Zürich könnten wir in Berlin einiges lernen: Wie man in einer zuerst "unmöglich" erscheinenden innerstädtischen Lage verdichtet und gleichzeitig gute Architektur und soziale Wohnungen baut... wirklich tolles Projekt!

Die Wohnungen werden übrigens trotz Neubau zu einem für Zürcher Verhältnisse tiefen Preis vermietet. Bewerben können sich alle in Zürich ansässigen Menschen, die jedoch eine maximale Einkommensgrenze nicht überschreiten dürfen. Entschieden wer eine Wohnung bekommt, wird dann per Los.

1

auch ein | 02.09.2025 15:38 Uhr

architekt

man beachte das schwarze ross auf dem hochhaus-dach.
das ist "kunst am bau" für ca CHF 200.000...was nicht überall für verzückung sorgte.

zumal es im EG dazu eine anschlagstafel braucht um zu erklären, was das ist und warum es sich bewegt.....

 
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