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04.11.2022

Synergien im Grunewald

Temporäre Museumserweiterung von ConstructLab in Berlin


Noch zu Lebzeiten initiierte der Expressionist Karl Schmidt-Rottluff den Bau eines Museums der mit ihm gegründeten Künstlergruppe „Die Brücke“ in Berlin. Die Wahl des Baugrunds fiel auf ein am Ausläufer des Grunewalds gelegenes Grundstück im Bezirk Dahlem. Nach kurzer Planungs- und Bauzeit wurde das Museum, ein vier Ausstellungsräume umfassender Flachbau mit starkem Außenbezug sowie ein Hausmeisterhaus, nach Plänen von Werner Düttmann und Team fertiggestellt.

Ortswahl und Architektur müssen unweigerlich als Kommentar zum unmittelbar angrenzenden, von Hans Freese entworfenen ehemaligen Staatsatelier Arno Brekers gelesen werden: Die Liegenschaft war als Baugrund für ein Wohnhaus des unter den Nationalsozialisten protegierten Bildhauers ausgewiesen, das jedoch bis auf das Kellergeschoss nie realisiert worden war. Heute dient das Atelier ebenfalls als Museum mit Schwerpunkt auf der deutschen Nachkriegsmoderne. In direkter Nachbarschaft zu beiden Kunstorten betreibt ein anthroposophischer Kostenträger eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfMB).

Die Synergien dieser räumlichen Konstellation nutzte das häufig sozial engagiert arbeitende Berliner Kollektiv ConstructLab, das nach Do-It-Yourself-Methode einen zusätzlichen Arbeits- und Begegnungsort für das Brücke-Museum realisierte. Mithilfe von Mitarbeitenden der Forstgruppe der WfMB und Gesell*innen einer ebenfalls im Grunewald gelegenen Zimmerei errichteten sie aus vor Ort gefällten Baumstämmen einen Dachstuhl, unter den ein ausgedientes Venlo-Gewächshaus mit neuer Verglasung montiert wurde. Stämme, Bohlen, Latten und Holzschwarten aus Berlin-Grunewald, Potsdam und Königs Wusterhausen bilden eine Außenhülle, mit der der 50 Quadratmeter große Einraum an Längseiten und Dach verdunkelt und verschattet werden kann. In der Borke einzelner Lamellen aus Fichte sind teilweise noch Spuren der DDR-Gummigewinnung sichtbar.

Das Gewächshaus ruht auf zehn Punktfundamenten, die im Abgleich mit dem umgebenden Wurzelwerk die Positionierung des sogenannten Waldraums vorgaben. Ein leichter, schwimmender Holzaufbau bildet den Boden und lässt sich elektrisch beheizen. Mit reversibler Bauweise, Materialwahl und hoher Durchlässigkeit zum Wald wollten die Architekt*innen dem starken Naturbezug der Expressionisten Rechnung tragen, der bereits den Entwurf Düttmanns prägte. Der Außenraum, den das Museum zur Sommerzeit als erweiterten Ausstellungsraum nutzt, wurde mit atelier le balto (Berlin) entsprechend gestaltet. Für den Innenraum entwarfen ConstructLab flexibel nutzbares Mobiliar aus Recyclingmaterialien – wie etwa Arbeitstische, die durch Kippen zu Sitzbänken umfunktioniert werden können. (kms)

Fotos: Constanze Flamme, Lorène Blanche Goesele, Alex Römer


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