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12.06.2025
Festzelt auf dem Fleischkäse
Temporäre Erweiterung der Zürcher Oper von EM2N
Das Opernhaus am Sechseläutenplatz in Zürich, Baujahr 1891, leidet seit Jahren unter Platzmangel. Auch der Erweiterungsbau von Claude Paillard aus dem Jahr 1984 – vom Volksmund aufgrund seiner Farbe und der rechteckigen Form liebevoll „Fleischkäse“ genannt – reicht schon lange nicht mehr aus. Deswegen arbeitet die Institution am Konzept Zukunft Oper. In den 2030er Jahren soll das Haupthaus saniert und modernisiert werden.
Ein zwischenzeitlich diskutierter Komplettabriss des Erweiterungsbaus scheint inzwischen vom Tisch. Denn eine Machbarkeitsstudie des Büros BHSF (Zürich) von 2023 empfahl neben einer Reduktion des Raumprogramms zumindest einen Teilerhalt der unterirdischen Strukturen (Wanne und Schlitzwände). Die Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie fließen in den Architekturwettbewerb ein, den der Kanton Anfang 2026 ausschreiben will.
Das alles ist allerdings noch Zukunftsmusik. Um die Situation in der Gegenwart zu verbessern, wurden EM2N Architekten (Zürich) 2022 direkt beauftragt, einen temporären Überbrückungsbau (ÜBB) zu entwerfen. Dieser wurde 2024 fertig und grüßt nun unauffällig vom Flachdach des sogenannten Fleischkäses. Da mit einer Nutzungsdauer von 10 bis 15 Jahren gerechnet wird, entwickelten EM2N eine Konstruktion in Holzbauweise. Die Außenwände bestehen aus Holzrahmen, die aussteifenden Wände aus Brettsperrholz. Das Dachtragwerk ist ein regelmäßiges Raster aus Pfetten und Sparren, sodass kaum tragende Wände nötig sind und das Innere weitgehend frei eingeteilt und jederzeit verändert werden kann. Die Bauteile sind großformatig und können relativ einfach demontiert werden. So ist eine künftige Nutzung auch an anderer Stelle denkbar. Das geringe Gewicht des ÜBB sorgt zudem für eine minimale Belastung des bestehenden Gebäudes.
Auf 462 Quadratmetern Geschossfläche bietet der Pavillon Räume für Büros sowie Garderoben für Mitarbeiter*innen der Abteilungen Beleuchtung, Bühnen- und Tontechnik. Die Treppe des Bestandsgebäudes wurde bis in den Dachaufbau verlängert. Durch die geneigten Wände und die auffallende Dachform lässt der Pavillon an ein Zelt denken.
Die Stirnwände bestehen aus einer gestrichenen Holzschalung, während an den Längsseiten die beschieferten Bitumenbahnen des geschwungenen Daches bis über die Ränder gezogen wurden. Damit suche, so schreiben es die Architekt*innen, der Dachaufbau „in Farbigkeit und Materialität die Nähe zu den umliegenden, historischen Dachaufbauten.“ Es würden „einfache und ‚arme‘ Materialien“ eingesetzt, die, ohne billig zu wirken, „über die Jahre Patina annehmen und in ihrem Zusammenspiel dem temporären Charakter des Pavillons entsprechen.“ Als Baukosten werden umgerechnet knapp 4,5 Millionen Euro angegeben. (fh)
Fotos: Kuster Frey
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