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24.01.2019

Buchtipp: Kurzfilme schauen

Spots in Shots. Narrating the Built Environment in Short Films


Bei Büchern über Filme wird in der Regel bemängelt, dass man das Beschriebene nicht direkt nachvollziehen kann. Doch „Spots in Shots. Narrating the Built Environment in Short Films“ ist eine großartige Ausnahme. Die Autorin Mélanie van der Hoorn hat nämlich nicht nur ein Buch geschrieben, sondern auch eine Webseite und einen Vimeo-Kanal eingerichtet, mit Zugang zu allen 36 Filmen, die im Buch diskutiert werden.

Wer eine Ahnung von den urheberrechtlichen Herausforderungen hat, die damit einhergehen, einen Film im Netz zur Verfügung zu stellen, weiß, dass man allein diese Leistung der niederländischen Forscherin, Autorin und Kuratorin gar nicht hoch genug einschätzen kann. 23 Filme sind frei zugänglich, die restlichen 13 durch ein Passwort geschützt, das im Buch nachzuschlagen ist.

Das Buch ist der zweite Teil einer Trilogie der Autorin, die alternativen medialen Vermittlungsformen von Architektur gewidmet ist. Klingt komplizierter als es ist: 2012 erschien ihr Buch „Bricks & Balloons“ über Architektur im Comic, nun geht es um Filme, momentan arbeitet sie am dritten Band über Architektur und Spiele. Sie betrachtet Architekturkurzfilme als kulturelles Phänomen und ist nicht unbedingt auf der Suche nach dem ästhetisch ausgefeilten Kunstfilm.

Van der Hoorn schreibt mit wissenschaftlichem Anspruch, geht ihr Thema in klarer Sprache und systematisch an – und bringt sich dabei immer wieder selbst als neugierige Entdeckerin ins Spiel. Mehr als einmal hat man das Gefühl, ihr bei Treffen mit Filmemachern, Architekten und Forschern über die Schulter zu schauen, was das Buch äußerst kurzweilig macht. Ihr einleitender Essay beginnt mit dem technisch anspruchsvollen Werbefilm eines spanischen Investors aus dem Jahr 2008 und endet mit dem Besuch des Archivs des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur gta an der ETH Zürich, wo sie auf einen nur ansatzweise gehobenen Schatz an Architekturfilmen stößt.

Damit ist das weite Feld abgesteckt, in dem sich van der Hoorn vorurteilsfrei bewegt und vor dessen Hintergrund sie die 36 Filme diskutiert, die den Kern des Buches bilden. Zwischen 3 und 20 Minuten sind diese lang, der älteste stammt aus dem Jahr 1990, die meisten sind weniger als zehn Jahre alt. Sie sind eindeutig Produkte der Gegenwart und ohne den Boom der digitalen Technologien nicht denkbar. Die Frage, die der Auswahl zugrunde liegt, ist denkbar einfach: „Wie können Filme Geschichten über Architektur und Urban Design erzählen?“.

Van der Hoorn geht es nicht um große Namen oder große Formate, sondern um die ganze Vielfalt, die das Format des Kurzfilms birgt. Marketing- und Kunstfilme, digitale Experimente und poetische Essays werden gleichberechtig diskutiert – nicht aus Beliebigkeit, sondern weil die Autorin interessante Erzähl- und Darstellungstechniken vorstellen wollte. So sitzt man also vor dem Buch und vor dem Rechner, liest ein paar Seiten und schaut sich dann wieder einen der Filme an, schaltet zwischen textlicher Reflektion und filmischem Erlebnis hin und her. Auch wer sich nicht sonderlich für Kurzfilme interessiert, wird sich schnell begeistern und merken, wie viele Möglichkeiten in diesem lustvollen und verspielten Format stecken, das nur wenig mit den ökonomischen und konzeptionellen Zwängen großer Filmproduktionen gemein hat.

Text: Gregor Harbusch

Spots in Shots. Narrating the Built Environment in Short Films

Mélanie van der Hoorn

224 Seiten

Englisch
nai010 publishers, Rotterdam 2018
ISBN 978-94-6208-456-8
39,95 Euro


Zum Thema:

Auf www.spotsinshots.nl sind alle 36 Filme zu sehen, auf dem Vimeo-Kanal die Auswahl der 23 Filme, die ohne Passwort frei zugänglich sind.


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