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12.06.2025
Listenreicher Umbau bei Charleroi
Sportkomplex von Label Architecture
Breitensport ist etwas für Dilettanten – im ursprünglichen Wortsinn also „Liebhaber“. Wie passend, dass Label Architecture (Brüssel) ihr Projekt für ein öffentliches Sportzentrum am Rand der belgischen Stadt Charleroi nicht nur Love tauften. Auch die Architektur ist etwas für Liebhaber. Und zwar für solche, die etwas mit enigmatischen Details und gestalterischen Volten anfangen können, die sich erst bei genauer Kenntnis offenbaren.
Bereits 2012 erhielten Label infolge eines Wettbewerbs von der Fédération Wallonie-Bruxelles den Auftrag, den bestehenden Sportkomplex La ferme du Château im Ort Loverval zu ergänzen. Um den Betrieb auf der am Waldrand gelegenen Anlage nicht unterbrechen zu müssen, wurde das Vorhaben über circa 5.300 Quadratmeter in drei Bauabschnitte geteilt.
Die erste Phase galt dem Umbau der benachbarten historischen Gebäude, die zum Fürstenhaus Merode gehörten. Die Architekt*innen sanierten den dreiflügeligen Unterkunftstrakt, sodass hier Gäste übernachten können. Demgegenüber höhlten sie die alte Scheune, die den Hof komplettiert, vollständig aus, um eine Haus-in-Haus-Konstruktion mit dunkler Aluminiumhaut einzusetzen. Dafür öffneten sie die vormals blinden Rundbögen des Ziegelbaus. Im Innern finden nun ein Speisesaal, Verwaltungsbüros und ein multifunktionaler Sportraum unter dem Dach Platz. Gegenüber errichteten die Architekt*innen noch einen zusätzlichen Riegel für Werkstätten und Garagen, dessen Dach gleichzeitig eine Tribüne für ein Beachvolleyballfeld an der Straße bildet.
Bis 2019, als dieser erste Bauabschnitt abgeschlossen wurde, handelte es sich hier also um einen gängigen Umbau. Doch spätestens seit diesem Jahr merkt man schon bei der Anfahrt, dass Label ein Faible für überraschende Momente haben. Über die weite Kurve spannt sich eine Betonplattform mit einem großen, kreisrunden Loch. Gehalten wird sie von einem Betonzylinder, dessen transluzente Polyesterkappe mit ihrem Oberlicht an eine Sternwarte erinnert.
Dahinter, an der Stelle, wo sich früher das Volleyballfeld befand, steht nun ein Solardach. Die Auflager der schwarzen Stahlkonstruktion auf den beiden Betonscheiben suggerieren zwar, dass das Dach beweglich ist, doch es ist starr. Beide Elemente – Solar- und Polyesterdach – sollen die Fantasie der Besucher*innen anregen, erklären die Architekt*innen. Und sicher auch ihre Aufmerksamkeit. Denn wenn die Sonne richtig steht, projiziert das ebenfalls transluzente Solardach das Wort „Love“ auf die Betonfläche unter sich. Diese ersetzt übrigens das Volleyballfeld. Stattdessen soll eine neue Kletterwand folgen.
Die Polyesterkappe ist indes keine Sternwarte, sondern markiert den Übergang zum übrigen Teil der Sportanlage, der sich auf einer leichten Anhöhe befindet. Label fassten das Gelände mit einem übergreifenden Plateau ein, dessen rote Betonoberfläche an das typische Tartan von Sportanlagen erinnert. Darüber erheben sich zwei Sporthallen. Welche der beiden neu ist? Für Unwissende schwer zu sagen, da die Architekt*innen den Bestand nachahmten. So stellten sie neben die Halle aus den 1970er Jahren eine kopierte Version des Originals und kleideten beide Baukörper in neue, grüne Wellplatten, wie sie bereits den Bestand geprägt hatten. Den Bestandsbau erweiterten sie um ein turmartiges Volumen, in dem sich eine Kletterhalle befindet.
Das Ganze wird schließlich mit einer künstlerischen Installation getoppt. Adrien Tirtiaux brachte innen wie außen goldene Lettern an der Fassade an. Bewegt man sich durch das Ensemble, könne man dort verschiedene Phrasen aus dem Sportbereich lesen – auch das richtet sich an Liebhaber. (mh)
Fotos: Stijn Bollaert, Maxime Delvaux
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