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17.02.2017

Wiener Blockrand mit Kirschblüte

Sozialer Wohnungsbau von Nerma Linsberger


Auf den ersten Blick unterscheidet sich der weiße Neubau mit der blütenverzierten Metall-Netz-Fassade wenig von seinen französischen Brüdern. Aber sozialer Wohnungsbau ist eben nicht nur in Paris ein wichtiges Thema. Die Wiener Architektin Nerma Linsberger errichtete beispielsweise in ihrer Heimatstadt an einer vielbefahrenen Straßenecke einen 12.500-Quadratmeter-Neubau. Bei näherem Hinsehen wird deutlich: Eine etwas geringere Dichte, mehr Freiraum und einige spezifische Details lassen eben doch einen Unterschied zur französischen Baupraxis erkennen.

Die Wohnungsbaugesellschaft BWS hat als Bauherrin einen 100-jährigen Baurechtsvertrag mit dem Grundstückseigentümer geschlossen, so dass, anstelle eines Kaufpreises, über einen langen Zeitraum eine günstige Pacht gezahlt wird. Ebenfalls zur Kostenreduktion soll die kompakte Grundrissorganisation beitragen. Die knapp bemessenen Wohnungen lassen sich jedoch den veränderlichen Bedürfnissen der Bewohner anpassen und werden durch verschiedene Gemeinschaftsräume ergänzt.

Hinter den abstrahierten Kirschblüten der Fassade, die dem Projekt den nicht gerade regionaltypischen Namen Sakura geben, versteckt sich in einem tiefen, v-förmigen Einschnitt eine Treppe mit Laubengang. Auf der Rückseite entwickelt sich dieser Einschnitt als Erweiterung des um die Ecke geführten Blockrands, so dass ein zweigeteilter Hof entstand. Die verschiedenen Trakte erhielten unterschiedliche Erschließungen, was laut der Architekten „kleine, überschaubare Nachbarschaften“ mit einsehbaren Spielbereichen für die Kinder ermöglichen soll. Mit gut erreichbaren Fahrrad- und Kinderwagenabstellplätzen ist die Wohnanlage nicht nur familienfreundlich, sondern fördert auch die Kommunikation zwischen den Generationen: Betreutes Wohnen im Erdgeschoss und in räumlicher Nähe zum Kindergarten, barrierefreie Gemeinschaftsräume und flexible Grundrisse mit zusammenschaltbaren Wohnungen geben dem gemeinschaftlichen Leben Raum.

Obwohl das Gebäude energieeffizient und aus langlebigen Materialien errichtet wurde, beweist es auch: Ökologie und Nachhaltigkeit sind mehr als nur eine Frage der Energiebilanz. Angesichts der großflächig versiegelten Außenanlagen, die man heute oft auch bei den vermeintlich „nachhaltigsten“ Neubauten sieht, kann dieses Projekt als Vorbild dienen: Bestandsbäume blieben nach Möglichkeit stehen, am Kinderspielplatz entstand eine „essbare Hecke“ und unterschiedliche Sitzgruppen, eine Magnolie, wilder Wein und Hochbeete schaffen auch für die Erwachsenen vielseitige Aufenthaltsorte im Grünen. (dd)

Fotos:
Andreas Buchberger, Wolfgang Herbst


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