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27.05.2025

Ort für Geflüchtete und Mediathek

Schulumbau in Paris von associer


Im Sommer 2015 wurde eine leerstehende Berufsschule im 19. Pariser Arrondissement von rund 1.300 Migrant*innen besetzt. Bis zu zwanzig Personen lebten damals unter prekären Bedingungen in einem Raum. Nur zweieinhalb Monate später wurde das Gebäude geräumt und danach vorübergehend als Aufnahmezentrum für Geflüchtete genutzt. 2018 lobte die Stadt einen Wettbewerb für den Umbau des in den 1970er Jahren errichteten Schulkomplexes aus, den das Büro associer (Paris/Rennes/Montpellier) für sich entschied. Entstanden ist ein multifunktionaler Ort, der die Médiathèque James Baldwin und das Maison des Réfugiés aufnimmt.

Obwohl die Grundstruktur weitgehend erhalten blieb, ist das Ensemble heute kaum wiederzuerkennen. Die 2.800 Quadratmeter große Mediathek wurde in dem fünfgeschossigen, quadratischen Bestandsbau untergebracht und nimmt unter anderem auch ein Zentrum für Gehörlose auf. Im zweigeschossigen Riegel befindet sich das Maison des Réfugiés. Neben Beratungsräumen gibt es hier einen Mehrzweckraum mit Küche, ein Café sowie Co-Working-Spaces. Das Haus bietet Integrations- und Unterstützungsangebote für Geflüchtete und Migrant*innen, soll aber auch als Nachbarschaftszentrum genutzt werden.

Zwischen die beiden Bestandsbauten platzierten die Architekt*innen ein schmales, sechsgeschossiges Volumen, das sie entsprechend seiner Funktion „Le Lien“ nennen – diese unbeheizte Holzkonstruktion mit Lehmwänden dient als verbindendes Element. Vor die Fassade setzten associer eine durchlässige Holzstruktur, die an ein überdimensionales Nest erinnert. Sie fungiert als Sonnenschutz und Pufferschicht, dient der Erschließung und nimmt die Sanitärräume auf. Über eine große, nach Süden ausgerichtete Terrasse gelangt man in den Gemeinschaftsgarten.

Der Bestand wurde asbestsaniert, Stützen und Träger aus Stahlbeton instandgesetzt. Bodenplatten und Fassadenpaneele wurde teilweise rückgebaut. Viele der ausgebauten Elemente fanden Wiederverwendung – darunter 135 Platten, die als Bodenbelag auf dem Vorplatz eingesetzt wurden. Der wesentlichste bauliche Eingriff bestand jedoch darin, einen zentralen Innenhof im Mediathekgebäude zu schaffen.

Die neue, zu großen Teilen geöffnete Struktur ermöglicht mehr Tageslicht sowie eine bessere Belüftung und Temperaturregulierung. 30 Prozent der Fläche wurden laut Aussagen des Büros im Zuge des Umbaus entsiegelt – etwa im Innenhof, auf dem Vorplatz und im Gemeinschaftsgarten. Das Dach der Maison des Réfugiés wurde zudem begrünt. Neben mehr Grünflächen sollen helle Bodenbeläge aus recycelten Betonplatten sowie eine Wasserfläche zur klimaangepassten Gestaltung beitragen.

Die Innenräume wirken dank der geöffneten Strukturen hell und großzügig. Einbauten aus Holz betonen den freundlichen Charakter. Insgesamt umfasst das Projekt eine Fläche von rund 4.400 Quadratmetern. Die Baukosten werden mit 17,5 Millionen Euro angegeben. (dsm)

Fotos: Pierre-Yves Brunaud


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