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22.08.2025

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Windchill in Dschibuti

Schule von Richard + Schoeller Architectes


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Am Horn von Afrika, im nordöstlich von Äthiopien gelegenen Staat Dschibuti, prägen trockene Steppen und vulkanische Formationen die karge Wüstenlandschaft. Temperaturen von über 40 Grad sind hier keine Seltenheit, häufig noch verschärft durch den heißen, sandigen Chamsin-Wind. Wie sich unter diesen Bedingungen dennoch eine Schule mit angenehm temperierten Innenräumen realisieren lässt, damit beschäftigte sich das Pariser Büro Richard + Schoeller Architectes.

Das Lycée Français Joseph Kessel umfasst einen Kindergarten sowie eine Grund-, Mittel- und Oberstufe. Für den rund 4.300 Quadratmeter großen Neubau untersuchten die Architekt*innen sorgfältig das Zusammenspiel von Klima, Temperaturen und Winden in der am Eingang zum Golf von Tadjoura gelegenen Hauptstadt Dschibuti. Grundlage ihres Entwurfs bildet der Windchill-Effekt, der beschreibt, dass Luft bei Wind kälter empfunden wird, als sie tatsächlich ist. Richard + Schoeller nutzten gezielt den vom Meer kommenden Ostwind, der im Gegensatz zum heißen Chamsin eine kühlende Wirkung besitzt.

Zwei parallel angeordnete Baukörper, verbunden durch Stege, schaffen einen schattigen Zwischenraum, der als Pausenhof dient. Der erfrischende Ostwind wird eingefangen, während der heiße Chamsin aus Westen durch geschlossene Flächen abgewehrt wird. Durchgänge, Fassadenelemente und horizontale Betonbänder verstärken den sogenannten Venturi-Effekt – die Beschleunigung von Luftströmen, wenn sie durch eine Verengung geleitet werden. Windtürme leiten die bewegte Luft gezielt in die Innenräume, der Kamineffekt führt die warme Luft nach oben ab und lässt kühlere Luft nachströmen.

Große Vordächer, Lamellen und perforierte Betonelemente schützen vor der Sonne. Die Dächer sind mit Wärmedämmung und Photovoltaikanlagen versehen. Gleichzeitig wird der Beton als Speichermaterial eingesetzt, um tagsüber Wärme aufzunehmen und nachts wieder abzugeben, wodurch Temperaturschwankungen ausgeglichen werden können. Während die Verkehrsflächen ausschließlich natürlich belüftet werden, kommt für die einige wenige Klassenzimmer während der Sommermonate zusätzlich eine mechanische, über Solarstrom betriebene Kühlung zum Einsatz. Die Kosten für den 2025 fertiggestellten Bau beliefen sich auf rund 7 Millionen Euro. (dsm)

Fotos: Sergio Grazia


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Tim | 28.08.2025 18:41 Uhr

vor Ort

Ich hätte nichts dagegen, wenn Richard + Schoeller Architectes in Deutschland Schulen bauen würden. Wenn dies in Dschibuti möglich ist, sollte das kostenseitig in Deutschland möglich sein.

Stattdessen dominiert Modulbauweise-Tristesse.

1

colonism | 25.08.2025 15:04 Uhr

at its best

- als gäbe es keine ArchitektInnen vor Ort.

 
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