Aufmerksamen Fans der Olympischen Spiele dürfte aufgefallen sein, dass das Gebäude, um das es hier geht, bereits im vergangenen Jahr teilweise wieder in Betrieb genommen wurde. Es handelt sich nämlich um das Grand Palais mitten im Zentrum von Paris. Errichtet wurde es als große Halle für die Weltausstellung von 1900, wofür allerdings mit dem Palais de l’Industrie eines der wichtigen Gebäude der vorangegangenen Exposition Universelle von 1855 abgerissen werden musste.
Dem Grand Palais wird ein solches Schicksal auf absehbare Zeit erspart bleiben. Zwar plädierte Le Corbusier einst für den Rückbau, aber seine Zweckmäßigkeit hat das Haus in den letzten 120 Jahren immer wieder umfassend bewiesen. Problemlos ließ es sich für eine große Bandbreite an Veranstaltungen nutzen – bis hin zu den legendären Chanel-Modenschauen von Karl Lagerfeld. Während Olympia 2024 fanden hier die Fechtwettbewerbe statt.
Nach einer umfangreichen Sanierung durch Chatillon Architectes (Paris) ist der Komplex nun wieder regulär geöffnet. Teile der Flächen werden in den kommenden Jahren unter anderem vom Centre Pompidou bespielt, dessen ikonisches Gebäude bekanntlich saniert werden muss. Die große Haupthalle bleibt aber wie bisher wechselnden Events vorbehalten.
Das Grand Palais hat in den letzten Dekaden einige Veränderungen erlebt. Entworfen wurde es von Albert Thomas, Albert Louvet und Henri Deglane, die mit dem Kopfbau, dem Zwischengebäude sowie der großen Halle jeweils ein Teilstück des Komplexes gestalteten. Die Gesamtleitung oblag Charles Girault. In den 1960er Jahren erfolgt die Behebung von Kriegsschäden durch Pierre Vivien. Nach einer erzwungenen Schließung 1993 – eine Niete des Glasdaches hatte sich gelöst – fanden seit der Jahrtausendwende umfangreiche konstruktive Sicherungsmaßnahmen statt.
Im Gegensatz dazu konnten sich Chatillon Architectes nun primär auf gestalterische und räumliche Fragen konzentrieren. Die Kosten des Vorhabens sollen rund 450 Millionen Euro für eine Fläche von 77.000 Quadratmetern betragen haben. Vier Jahre nahmen die Maßnahmen in Anspruch.
Chatillon Architectes stellten die ursprünglichen Sicht- und Bewegungsachsen wieder her und ergänzten neue Erschließungswege und Nutzungen. Dazu zählen ein zentraler Empfangsbereich, gastronomische Angebote inklusive Café und Restaurant, mehrere Museumsshops sowie Räume für die Kunstvermittlung. Verantwortlich für die Gestaltung dieser Ergänzungen waren L’Atelier Senzu, Samy Rio und 2x4, alle ebenfalls mit Sitz in Paris. Um die Erschließung zu verbessern, wurden 40 (sic!) Aufzüge und 30 Treppen hinzugefügt.
Im restauratorischen Bereich erfolgte nicht nur eine Überarbeitung aller Oberflächen, sondern auch von rund 1.000 Statuen, Reliefs und Ornamenten. Und alle Bauteile aus Stahl leuchten jetzt wieder frisch in jenem blassen Grün, mit dem das Grand Palais einst eröffnet worden war. (sb)
Fotos: Charly Broyez, Antoine Mercusot, Cyrille Weiner
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Baudichtungslaie | 13.09.2025 14:31 Uhrmon palais - grand dieu
Leere
ward selten - das sei hier geschätzt -
als Schatz ähnlich schön in Szene gesetzt.
Doch lässt sie hier Schöpfer, nicht Neider erblassen:
als Mahnmal der Leere in Frankreichs Kassen.