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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-S_AM_in_Basel_von_weitreichenden_Kuerzungen_bedroht_5110465.html

21.07.2017

Standortfaktor Architektur

S AM in Basel von weitreichenden Kürzungen bedroht


Es ist schon eine erstaunliche Nachricht, wenn man bedenkt, was für einen großartigen Ruf nicht nur die Schweizer Architektur, sondern auch der dortige Architekturdiskurs genießt: Ab 2019 sollen dem Schweizerischen Architekturmuseum S AM in Basel alle Bundeszuschüsse gestrichen werden, bereits für 2018 ist eine Übergangslösung mit deutlich reduziertem Betrag geplant. Hintergrund ist ein neues Vergabesystem, bei dem nach engen Kriterien die Förderwürdigkeit geprüft wird. Dazu gehört unter anderem eine maßgebliche Beteiligung des Kantons an der Gesamtfinanzierung sowie eine eigene Sammlung von „hohem kulturellen Wert“. Über letztere verfügt das Museum zwar tatsächlich nicht, aber eine neue Kooperation mit den drei wichtigsten Architekturarchiven der Schweiz in Zürich, Mendrisio und Lausanne sollte dies eigentlich mehr als kompensieren. Richtig ist aber auch, dass die derzeitige finanzielle Unterstützung des Kantons deutlich niedriger ausfällt als die des Bundes. Und das ist nach den neuen Richtlinien nicht mehr zulässig.

Das alles sind aber natürlich nur Details, die den Blick auf das Entscheidende verstellen: Dass nämlich das S AM in seiner Existenz bedroht ist, wie Direktor Andreas Ruby und Stiftungsratspräsident Samuel Schultze in ihrer Erklärung bekanntgaben. Und daran schließt sich wiederum die Frage an, wie es sein kann, dass in der großen und auch wohlhabenden Architekturnation Schweiz das einzige explizit überregional orientierte, baukulturelle Museum ums Überleben kämpft? Eine entscheidende Rolle spielt dabei – auch auf lokalpolitischer Ebene – wohl ein generelles Misstrauen gegenüber der Förderung von Kultur in einem Land, in dem eine rechtspopulistische Partei seit fast zwei Jahrzehnten die stärkste Fraktion stellt. Dass aber gerade Kultur und damit auch die Architektur für die Schweiz und nicht zuletzt auch für Basel ein entscheidender Wirtschaftsfaktor ist, darüber sollte eigentlich jenseits aller Ideologien Einigkeit herrschen. So gesehen darf man sich schon wundern, welches Maß an Orientierungslosigkeit nun zum Ausdruck kommt.

Wie es weitergeht mit dem S AM ist naturgemäß noch unklar. Als erstes sind Gespräche zwischen Museum und Kanton geplant. Anhaltende Unterstützung haben außerdem Architekturgrößen wie Pierre de Meuron angekündigt: Das letzte Wort sei sicherlich noch nicht gesprochen, sagte er der Basellandschaftlichen Zeitung. Und natürlich mangelt es in der Schweiz auch nicht an potentiellen privatwirtschaftlichen Förderern wie LafargeHolcim, dem weltgrößten Baustoffhersteller mit Sitz in der Schweiz, der sich mit seinen Awards bekanntlich schon lange für die Baukultur engagiert. Es bleibt also zu hoffen, dass das Schweizerische Architekturmuseum, das nicht zuletzt unter Direktor Andreas Ruby einen deutlichen Aufwind erfuhr, in seiner heutigen Form weiterbestehen kann. (sb)


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S AM Fassadenausstellung „Imagine La Suisse“, Foto: Christian Kahl

S AM Fassadenausstellung „Imagine La Suisse“, Foto: Christian Kahl

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