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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Richtfest_fuer_Braunschweiger_Schloss-Attrappe_-_mit_Kommentar_24240.html

28.06.2006

550 Spolien

Richtfest für Braunschweiger Schloss-Attrappe - mit Kommentar


Am 27. Juni 2006 fand in Braunschweig das Richtfest für die „Schloss-Arkaden“ statt. Dabei wird neben einem Einkaufszentrum auch eine Kopie des 1960 abgerissenen Schlosses errichtet (siehe BauNetz-Meldung zum Spatenstich vom 14. 7. 2006, mit Kommentar). Als Architekten fungieren Hausarchitekten der ECE in Zusammenarbeit mit Grazioli + Muthesius, Berlin. Die Eröffnung des Einkaufszentrums mit Kultur-Appendix ist für das Frühjahr 2007 vorgesehen.

Kommentar der Redaktion:

Anders als bei der Dresdener Frauenkirche (siehe BauNetz-Meldung zur Einweihung vom 25. 10. 2005, mit Kommentar) wird beim Braunschweiger Schloss keine bautechnisch authentische Rekonstruktion ausgeführt, sondern es wird – und das ist zum Zeitpunkt des Richtfestes bestens erkennbar – eine moderne Stahlbeton-Konstruktion gebaut, die mit Naturstein verkleidet wird. Bei dieser Verkleidung kommen nach Angaben des Investors ECE etwa 550 geborgene Originalteile (Spolien) zur Anwendung. So soll z.B. der Portikus zu 80 Prozent aus Originalsubstanz errichtet werden.
Die ECE behauptet, weil die neu gefertigten Natursteine sich von den alten Steinen farblich leicht unterscheiden, handele es sich um eine „kritische Rekonstruktion“, die auch „vor Fachleuten bestehen wird“ – wohl in Unkenntnis der ursprünglich von Josef Paul Kleihues geprägten Bedeutung dieses Begriffs.

Nein, hierbei handelt es sich – und es kann nicht oft genug gesagt werden – nicht um eine denkmalgerechte Rekonstruktion, sondern um eine Attrappe, die aus denkmalpflegerischer Sicht wertlos bis ärgerlich ist: Hier wird etwas gebaut, das von außen (!) etwa so aussieht wie das untergegangene Schloss.
Und die ECE errichtet diese Attrappe nicht aus kulturellem Altruismus, sondern weil nur via Schloss-Aufbau die politische Genehmigung zu bekommen war, den Schlosspark mit einer überdimensionierten Shopping-Mall zuzubauen.

Derweil stehen authentische Denkmäler in der Braunschweiger Innenstadt, etwa das 1954 errichtete Kaufhaus Flebbe von Friedrich Wilhelm Kraemer vis à vis am Bohlweg, leer und vergammeln. Das neue Shopping-Center wird hier weitere Kaufkraft abziehen. Schönes Neues Braunschweig!

Benedikt Hotze


Zu den Baunetz Architekt*innen:

Kleihues + Kleihues


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