Weil das alte Verwaltungsgebäude nicht mehr den Bedürfnissen entsprach, leistete sich die niedersächsische Gemeinde Bakum ein neues Rathaus. Im Zuge des 2020 durchgeführten Realisierungswettbewerbs erhielten kbg architekten aus Oldenburg den Zuschlag für ihren Entwurf, der mit dem 3. Preis ausgezeichnet worden war. Die Freiraumplanung für das Gemeindezentrum übernahmen nsp landschaftsarchitekten + stadtplaner (Hannover). Nach Angaben der Lokalpresse beliefen sich die Baukosten auf rund 8 Millionen Euro.
Wie schon der Vorgängerbau steht auch der Neubau mitten im historischen Dorfkern nahe der örtlichen Kirche. Das asymmetrisch geformte Volumen verfügt über eine Bruttogrundfläche von 2.184 Quadratmetern. Es wurde seitlich um den Bestand herum errichtet, der während der Bauarbeiten weiter in Betrieb war. Nach Fertigstellung wurde der Altbau 2024 abgerissen und auf seinem Standort ein neuer Vorplatz angelegt. Die großzügige Fläche, die sich zu Straße und Kirche hin öffnet, soll künftig multifunktional genutzt werden.
Die Architekt*innen entwarfen einen zweigeschossigen Baukörper, ein Gebäudeteil wurde um ein regionaltypisch geneigtes Dach erhöht. Der dabei entstandene spitze Giebel bildet den Auftakt des Ensembles an der auf dieser Seite vorbeiführenden Schulstraße. Es schließt sich ein L-förmiges Langhaus mit ebenfalls giebelständigem, leicht erhöhtem Abschluss an der Kirchstraße an, das den Vorplatz rahmt.
Für die Gebäudehülle wurde mit Backstein ein traditioneller Baustoff der Region gewählt. Die Wasserstrichklinker wurden eigens für das Projekt von der bei Uelsen ansässigen Manufaktur Deppe Backstein-Keramik gefertigt. Um abweichend vom Standardprodukt den Blauanteil so gering wie möglich zu halten und einen warmen, erdigen Farbton zu erzielen, habe man die Klinker ohne Kohle und ohne Reduktion gebrannt, informiert das Unternehmen zum Herstellungsprozess. Die Fassaden sind geprägt von Mauerwerkslisenen, vertikalen Öffnungen sowie geschlossenen Verblenderflächen, sodass sich ein einheitliches Erscheinungsbild ergibt.
Zusätzlich zu den großen Fensterfronten, die im Erdgeschossbereich eine Durchlässigkeit zum Platz hin schaffen, bringt ein Atrium mit Lichthof viel Tageslicht ins Gebäude. Auch in den Innenräumen finden sich einzelne Klinkerwände, die in Kombination mit Holzoberflächen eine warme, repräsentative Atmosphäre schaffen sollen. (da)
Fotos: Meike Hansen, Archimage
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Andy | 21.07.2025 12:25 UhrGroßartiger Beitrag zur Architektur!
Ich finde, der Bau ist wirklich gut gelungen - modern, klar und trotzdem mit einem Bezug zur Umgebung. Da hat das Büro und die Mitarbeiter schon Top Arbeit gemacht! Dass am Ende nicht die Klinker von Olfry verwendet wurden, ist aus meiner Sicht kein Drama. Natürlich hat Olfry eine lange Tradition hier in der Region, aber am Ende muss das Gesamtbild stimmen.
Es gibt viele gute Produkte, auch von anderen Herstellern, und die Auswahl sollte sich an Gestaltung, Qualität und Preis orientieren - nicht nur an Regionalität. Bei öffentlichen Bauvorhaben wird ja auch bewusst neutral ausgeschrieben, damit alle eine faire Chance haben. Das finde ich richtig. Muss man aber auch erst mal wissen!
Das tolle Ergebnis spricht für sich.