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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Presseschau_Architekten_gegen_Berliner_Stadtschloss_671086.html

17.11.2008

Wachsender Widerwille

Presseschau: Architekten gegen Berliner Stadtschloss


Eine „Palast-Revolution in letzter Minute“ konstatierte der Spiegel, der an dieser Revolte maßgeblich beteiligt ist: Im heute erscheinenden Heft 47/2008 kommen Architekten zu Wort, die ihre Skepsis an den Vorgaben des Wettbewerbs für das Berliner „Humboldt-Forum“, vulgo die Schloss-Rekonstruktion, immer deutlicher äußern. Das Pikante dabei: Diese Architekten sind Mitglieder der Schloss-Jury, deren Ergebnis in anderthalb Wochen bekannt gegeben werden soll.

Bei den Architekten in der Jury entlade sich kurz vor Toresschluss „wachsender Widerwille“, so der Spiegel. Jury-Vorsitzender Vittorio Magnago Lampugnani, der durchaus mit der Schlossrekonstruktion sympathisiert („sonst hätte ich die Teilnahme an der Jury sicher abgelehnt“), sagte: „Ich bin ein Gegner der Haltung, die mit aller Unbedingtheit ausschließlich eine Rekonstruktion erlaubt, ein Gegner der Behauptung, das alte Schloss wäre das Beste, was an dieser Stelle stehen kann.“
In dem selben Artikel wird Jury-Mitglied Gesine Weinmiller zitiert mit: „Wer als Architekt nicht für einen kompletten, modernen Neubau an dieser Stelle ist, verrät seinen Beruf.“ Allerdings dementierte sie diese Äußerung später im Deutschlandfunk: „Dies habe ich nicht gesagt“.
Jury-Kollege HG Merz glaubt, dass von den acht Fachpreisrichtern (also Architekten) „nur zwei oder drei auf Bundeslinie“ seien. Der Bundestag habe 2002 „zu schnell und vor allem zu emotional“ entschieden, als er die Rekonstruktion von drei Barockfassaden vorgab.

In der Berliner Zeitung vom 17. November 2008 erklärt Nikolaus Bernau den Zeitpunkt der skeptischen Äußerungen, die ja nicht neu seien: „Das Vorwegbekenntnis der Architekten dient vor allem dazu, der Jury den nötigen Debatten-Spielraum zu bewahren“. Bei der Rolle des umstrittenen Fördervereins „Berliner Stadtschloss e.V.“ um Wilhelm von Boddien kritisiert er „eine in der deutschen Staatsarchitektur einzigartige Privatisierung von Entscheidungskompetenz“, weil der Verein selbstherrlich entscheiden will, wie die Barockfassaden künstlerisch und architektonisch behandelt werden (siehe auch BauNetz-Meldung vom 7. November 2008 zum Gerichtsurteil gegen den Verein). Bernau glaubt allerdings, dass der Streit um das Geschäftsgebaren des Vereins lediglich auf dessen „naiv-legeren Umgang mit vereinsrechtlichen Fragen“ zurückzuführen sei – wohl also keine tiefere Absicht dahinter steckt.

Dennoch hat der Förderverein auch in der taz vom 17. November 2008 keine gute Presse: „Der Verein gilt unter Parlamentariern als hochgradig unseriös“, heißt es in dem Beitrag „Märchenschloss auf Sand“ von Nina Apin. Das Parlament wolle in Kürze eine eigene Stiftung einrichten, die Spendengelder sammeln soll, „um den Einfluss des Fördervereins zurückzudrängen“.

Tagesspiegel-Redakturin Christiane Peitz veröffentlichte schon am gestrigen Sonntag unter dem Titel „Das Geisterhaus“ eine „Polemik“ gegen das Schloss, die vor allem auch auf Ungereimtheiten in Bezug auf die geplanten Inhalte des Humboldt-Forums abhob. Unter der Überschrift „Der Humboldt-Gedanke ist Humbug“ resümmiert sie: „Die Fülle des Schlossinhalts ist noch nicht strukturiert, aber die Hülle für die Fülle steht fest. Wir wissen nicht, was es werden soll, aber wir bauen es schon mal.“
Und noch einen schönen Gedanken verdanken wir diesem Text: „Das oft als Einverständnis missdeutete allgemeine Desinteresse am Schloss ist ein Hinweis darauf, dass seiner Wiedererrichtung inzwischen die breite Basis fehlt.“
Da bleibt eigentlich nur die Frage, ob man im Tagesspiegel nur dann die Wahrheit schreiben darf, wenn man „Vorsicht: Polemik“ drüberschreibt.

-tze




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