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03.06.2025

Kuppel statt See

Platzgestaltung in Mexiko-Stadt von AMASA


Mit dem Instituto del Fondo Nacional de la Vivienda para los Trabajadores gibt es in Mexiko seit 1972 eine interessante öffentliche Institution innerhalb der privaten Wohnungswirtschaft. Unter der Abkürzung INFONAVIT dient dieser nationale Fonds für Arbeiter*innen und Angestellte der Förderung von privatem Wohneigentum. Das Institut initiiert eigene Projekte und vergibt Kredite – wobei Letzteres heute bei Weitem überwiegt. Eine der ersten Infonavit-Siedlungen im Mexiko-Stadt hat nun ein Update ihres öffentlichen Raums erhalten. Die Planung der Maßnahmen übernahmen AMASA Estudio (Mexiko-Stadt).

Konkret geht es um eine Infonavit-Siedlung im südlichen Teil des Bezirks Iztacalco, die ab 1972 von Imanol Ordorika, Francisco Serrano und José R. Nava errichtet wurde. Vier- bis sechsgeschossige, mehrfach geknickte Terrassenbauten mäandern hier über ein Areal, dessen Mittelpunkt einst ein künstlicher See bildete. Der verschwand allerdings nach einem Erdbeben. Stattdessen wurde mit dem Bau eines Parks begonnen, dieser allerdings nicht fertiggestellt. Nur ein Tennisplatz und Teile einer Ruinenstruktur konnte von AMASA übernommen werden. Die Siedlung selbst gilt als ein ikonischer, viel untersuchter Prototyp für zahllose spätere Infonavit-Projekte.

Mit Blick auf den Bedarf vor Ort konzipierten die Architekt*innen einen Hybrid zwischen Freiraum und infrastruktureller Überbauung. Vor den terrassierten Häusern stehen ein offenes Stahlgerüst in Halbkugelform und ein einfacher Pavillon, die beide über ein ähnliches Metalldach aus bunten Elementen verfügen. Der Rundbau dient als sichtbarer Mittelpunkt der Anlage. Gut verschattet ist hier Platz auch für größere Veranstaltungen. Demgegenüber bietet der Pavillon eine intimere Raumsituation. Geschwungene Treppen und Sitztribünen lassen die beiden Bauten und das Umfeld ineinander übergehen. Letzteres wurde darüber hinaus mit Spiel- und Sportgerät programmiert. Auch der schon bestehende Tennisplatz wurde erneuert. Er macht deutlich, dass es sich hier nicht um die ärmste Gegend von Iztacalco handelt. Primär sind hier Angehörige der unteren Mittelschicht ansässig.

Das zu beobachtende, soziale Profil der Bewohnerschaft ergibt sich letztlich aus der Struktur des Infonavit-Fonds, der nach einem einfachen Prinzip funktioniert. Alle sozialversicherungspflichtigen Angestellten des Landes müssen fünf Prozent ihres monatlichen Bruttolohns auf ein persönliches Fondskonto einzahlen. Nur sie haben dann auch Zugang zu den Leistungen. Das Geld wird direkt durch den Arbeitgeber eingezogen und dient als Grundstock zur Finanzierung von Wohneigentum. Alternativ kann der angesparte Betrag später auch zu Rentenzwecken verwendet werden. Formell beschäftigt – also Teil des Fonds – sind allerdings nur knapp 45 Prozent aller Erwerbstätigen. Das lässt zunächst auf eine gewisse Privilegierung schließen. Doch trotzdem leben in Iztacalco viele Familien in prekären Verhältnissen, was auch in den informellen Anpassungen der Gebäudestrukturen zum Ausdruck kommt.

Zum Kontext des Projekts von AMASA gehört, dass der Fonds früher häufig selbst als Bauträger auftrat. Das hat zu einigen Fehlplanungen geführt, in deren Folge in manchen Siedlungen der Wert des Wohneigentums seit seiner Fertigstellung gesunken ist – mit entsprechenden Konsequenzen für die Bewohner*innen und den Zustand der Anlagen. Darum auch die Bemühungen zur Aufwertung der Außenräume in Iztacalco. Das Projekt geht zurück auf einen Wettbewerb des Fonds mit dem Ziel, solche Maßnahmen an insgesamt vier Standorten umzusetzen.

Eine spezifische Herausforderung bestand darin, dass es sich auch bei den öffentlichen Räumen effektiv um einen Teil des privaten Gemeinschaftsbesitzes handelt. Die Bewohner*innen der Siedlung wurden darum eng in die Planung mit einbezogen. Sie hatten allerdings schon längst begonnen, sich die Freiräume wieder stärker anzueignen.

Für das Infonavit haben solche Projekte übrigens eine gewisse Tradition. Auf BauNetz haben wir beispielsweise bandartige Freiraumplanungen, Spielplätze, Wohnprototypen und Modulbauten vorgestellt. Insbesondere blickte auch unsere BauNetz WOCHE #459 unter dem Titel „Richtungswechsel. Soziales Bauen in Mexiko“ auf das Thema. (sb)

Fotos: Zaickz Moz, Andrés Cedillo


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