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18.09.2023

Stimmen der Erinnerung

Park in Heidelberg von Robin Winogrond mit Studio Vulkan


Die Konversion der ehemaligen Campbell Barracks in der Heidelberger Südstadt ist bereits weit fortgeschritten. Im Sommer 2016 wurden die ersten renovierten Wohnungen im südöstlichen Bereich bezogen. Die Gesamtentwicklung soll 2025 abgeschlossen sein. Mit dem Projekt Der andere Park ist inzwischen auch die Freiraumentwicklung fertig geworden. Der Park entstand unter Trägerschaft der Stadt Heidelberg als Projekt der IBA Heidelberg und konnte kürzlich eröffnet werden. Das Gebiet umfasst sieben Hektar, seine Gestaltung folgt einem Entwurf von Robin Winogrond. Landschaftsarchitektur. Urban Design (Zürich) mit Studio Vulkan (Zürich). Die Ausführung übernahmen faktorgruen Landschaftsarchitekten aus Heidelberg.

Dabei geht es um eine Verflechtung von erzählter Geschichte und den heutigen Anforderungen an einen Stadtpark. Historische Artefakte sind überall in den Park integriert und erzählen von der militärischen Nutzung des Areals. Es wurde 1937 vom Naziregime unter dem Namen „Großdeutschland-Kaserne“ errichtet, nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern übernommen, in Campbell Barracks umbenannt und später zum NATO-Hauptquartier für Europa ausgebaut. Große Teile stehen heute unter Denkmalschutz.

Das Freiraumkonzept, das 2018 die Jury eines internationalen Wettbewerbs überzeugte, deutet Elemente militärischer Macht und Kontrolle in Orte der Begegnung und Reflexion um. Es nutzt den öffentlichen Raum, um historische Erzählungen, kollektive Erinnerung und individuelle Erfahrungen miteinander zu verflechten. Mit Leichtigkeit und Humor will die Parkkonzeption den Besucher*innen einen direkten und persönlichen Zugang zum Areal und seiner Geschichte bieten. Die einst wichtigsten Räume – Paradeplatz, Reitplatz, Torhausplatz und Park für die Nazi-Elite – werden umgetauft in Forum, Kulturmarkt, Vitrine und Common Ground und erhalten so eine neue Identität.

Die Installation „The Voice of Memory“ bildet das Entree des Parks. Hier verwebt Robin Winogrond militärische und historische Ereignisse mit gesellschaftlichem und alltäglichem Leben aus den Jahren 1935 bis 2013. Relikte, die an Macht und Kontrolle erinnern, werden dabei von ihrer ursprünglichen Funktion entkoppelt. So haben Lautsprecher, Überwachungskameras, Beleuchtungsmasten und Kontrollstationen einen neuen Platz gefunden – und die beiden großen, in Stein gehauenen Reichsadler an der Fassade ein augenzwinkerndes Pendant.

Denn Robin Winogrond hängt Vogelnester an die Masten in ihrer Installation und konfrontiert den freien Gesang der Vögel mit dem steinernen Gegenüber. Für sie stehen die Vogelnester für die Umkodierung der militärischen Macht in ein demokratisches Weltbild und zugleich für einen neuen, ökologischen Ansatz in der Stadtentwicklung. (fm)


Zum Thema:

Am Mittwoch, 20. September 2023, von 16.30 bis 18 Uhr führt Robin Winogrond persönlich zu ihrer Installation und in den neu eröffneten Park. Beginn und Ausklang bei Apéro sind am Torhausplatz in Heidelberg. 

Eine Podcastfolge mit Robin Winogrond gibt es im Alumni-Podcast von baunetz CAMPUS.


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Campbell Barracks 1950

Campbell Barracks 1950





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