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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Order_Matter_in_Seoul_9988813.html

21.07.2025

Wenn Wohnen zum Retreat wird

Order Matter in Seoul


Alles eine Frage der Ordnung – glaubt man seinem Namen, müssten die Entwürfe des Büros Order Matter (Seoul/London) extrem aufgeräumt sein. Ein Blick aufs kürzlich fertiggestellte Raw House in Seoul bestätigt diesen Eindruck: Das Wohngebäude samt Café im Erdgeschoss kommt mit klarer Zonierung daher und lebt von seiner reduzierten Materialästhetik. Die Architekt*innen sprechen von einem „retreat“ im überstimulierenden Stadtraum.

Konkret liegt das fünfgeschossige Haus aber in einer eher ruhigen Wohngegend im Stadtteil Godeok-dong am nördlichen Rand Seouls. Große Apartmentkomplexe wechseln sich hier mit Stadtwäldchen ab und profitieren von der gemeinsamen Lage am Fluss. Dazwischen finden sich Straßenzüge mit kleineren Mehrfamilienhäusern, im Erdgeschoss belebt durch Lokale. Zu diesen gehört auch das Raw House, das auf gut 800 Quadratmetern Bruttogrundfläche fünf Wohneinheiten und ein Café bereithält und laut Angaben umgerechnet gut eine Million Euro gekostet haben soll.

Den Entwurf lieferten Order Matter nach Direktauftrag eines privaten Bauherren, der ein zweiseitig erschlossenes Grundstück zur Verfügung stellte. Auf diesem bezieht das Raw House eine klare Ausrichtung: Wohnräume öffnen sich zur bewaldeten Südseite, während sich die Schlafzimmer zur scheinbar hermetischen Nordseite des Volumens orientieren. Belichtet werden sie über versteckte seitliche Fenster. Großformatige Einschnitte und der konvexe Abdruck des Treppenhauses zonieren die sonst fensterlose Ansicht und festigen den skulpturalen Ausdruck des Körpers, der fast komplett aus Beton konstruiert wurde.

Innen setzt sich das mit der Hülle angedeutete Konzept konsequent fort. Schließlich war es das Ziel der Architekt*innen, „eine dauerhafte Struktur zu schaffen, bei der die räumliche Klarheit im Vordergrund steht“. Diese Klarheit entsteht durch geometrische Abstraktion und unbehandelte Materialien – Sichtbeton, Sperrholz und sogar Marmor schaffen beinahe die Atmosphäre eines besinnlichen Wellness-Tempels.

Offen bleibt, ob sich dieser aufgeräumte Eindruck hält, wenn anstelle der inszeniert fotografierten Designobjekte das alltägliche Leben einzieht – aber das ist letztlich wohl auch eine Frage der Ordnung. (tg)

Fotos: Simone Bossi


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