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17.10.2022

Betonriese in der Wüste

Museum in Lima von Leonmarcial Arquitectos


Mit ihrem Beitrag „Interwoven“ schufen Leonmarcial Arquitectos (Lima) auf der Biennale in Venedig 2021 eine Installation aus beweglichen Holzblöcken, die sich wie in den Raum gestellte Fassaden durch drehbare Elemente in ihrem Erscheinungsbild transformieren ließen. Das peruanische Büro thematisierte damit die Übergänge zwischen Innen und Außen sowie öffentlichen und privaten Räumen.

Ein ganz ähnliches Thema lässt sich auch in der Gestaltung des neuen Nationalmuseums von Peru (MUNA) erkennen, das im vergangenen Jahr eröffnet wurde. Man muss nicht lange hinschauen, um festzustellen, dass hier der Kontrast zwischen Gebäude und Umgebung beachtlich ist: MUNA liegt abgelegen am Rande der Metropolregion Lima im Distrikt Lurín, wo entlang der Küste die gerasterten Siedlungsausläufer der Hauptstadt auf landwirtschaftliche Flächen und beginnende Wüste treffen. Wie in einer Mulde befindet sich dort der beinahe quadratische Neubau von Leonmarcial inmitten von Sanddünen.

Auf den ersten Blick wirkt die monumentale Sichtbetonstruktur des Museums wie ein Fremdkörper. Doch die Wahl des Ortes erklärt sich durch die in Sichtweite liegende, kulturell bedeutende archäologische Fundstätte Pachacámac, ein Ruinenkomplex früherer Tempel, der – aus Lehmziegeln erbaut – noch aus der Prä-Inkazeit stammt. Das Museum soll laut Projektbeschreibung Räume für die Restaurierung, Forschung und Ausstellung des archäologischen Erbes von Peru schaffen und letzteres mit zeitgenössischen Themen verbinden.

Das Museum weist eine strenge Grundform von 126 mal 126 Metern auf, an die sich zu vier Seiten erhöhte Aussichtsplattformen schieben. Im Zentrum des Neubaus verbindet ein offener Lichthof alle Ebenen. Durch eine umlaufende, stegartige Rampe erreicht man vom Eingangsbereich aus die unterirdische Hauptausstellungsebene sowie das begehbare Dach des Museums. Drei weitere kleine quadratische Höfe bringen nach dem gleichen Prinzip Licht in die Ebenen der weitläufigen Halle. Entlang der Seiten sind Lagereinheiten und Räume für die Forschung durch einen teils verglasten, schleusenartigen Installationsring abgetrennt.

Die offene Struktur verbindet so in strengem Raster die unteren Ausstellungsräume mit den oberen Ebenen, wo sich neben einem Restaurant auch eine Bibliothek und ein Auditorium befinden. Dominierende Betonelemente, verglaste Trennwände und teils offenliegende Haustechnik erzeugen in den Innenräumen einen Hauch Fabrikcharme. Aussichtsplattformen bieten da zusammen mit der Dachterrasse eine Abwechslung – insbesondere, weil 70 Prozent des Gebäudes unter der Erde liegen. Neben den Museumsräumen gibt es auch eine zweistöckige Tiefgarage.

Das äußere Bild von MUNA wird durch bewegliche Fassadenelemente bestimmt. Im Gegensatz zur Holzinstallation in Venedig handelt es sich hier allerdings um unterschiedlich gedrehte Betonbauteile, die dem Schutz vor Sonne und Wind dienen und gleichzeitig als perforierte Struktur Licht in die Innenräume lassen. Um die Sonneneinstrahlung in den Lichthöfen zu regulieren, können zudem mechanische Lamellen auf dem Dach zur Verschattung eingesetzt werden. Für thermische Regulation sorgt ergänzend die Begrünung der horizontalen Außenflächen durch eine Erde- und Pflanzenschicht. (sas)

Fotos: Evelyn Merino Reyna, Lucho Marcial Kuehne


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