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26.06.2025

Schnuppern hinter Schuppen

Museum in Holzminden von Anderhalten Architekten


Sonnencreme riecht nach Urlaub, Lavendel beruhigt, Zimt erinnert an Weihnachten. Gerüche haben eine direkte Wirkung auf unser Gehirn. Sie lösen Emotionen aus, wecken Erinnerungen, prägen Stimmungen. Seit September 2024 widmet sich ein neues Museum in Holzminden diesem unsichtbaren, aber wirkungsmächtigen Phänomen: Sensoria – Haus der Düfte und Aromen, entworfen von Anderhalten Architekten (Berlin), versteht sich als erste Institution dieser Art in Europa.

Die niedersächsische Kleinstadt liegt direkt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen und nennt sich seit 2014 selbstbewusst „Stadt der Düfte und Aromen“. Und das nicht ohne Grund, denn hier nahm 1874 die industrielle Synthese von Vanillin ihren Anfang. Heute sitzt in Holzminden der weltweit zweitgrößte Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen. Dass diese Geschichte nun architektonisch gefasst und museal erfahrbar gemacht wird, ist also weniger Zufall als folgerichtige Erzählung.

Der Neubau liegt prominent: Wer von Westen kommend die Weser überquert, blickt direkt auf das skulpturale Volumen im Stadtzentrum. Der eigentliche Stahlbetonbau bleibt dabei verborgen. 4.318 rautenförmige Cortenstahl-Schindeln überziehen die Fassade wie eine stählerne Haut. Die Assoziationen reichen vom Schuppenpanzer bis zur mittelalterlichen Rüstung. Ein Bild, das die Architekt*innen durchaus befördern. Die Hülle solle das Innere schützen, heißt es. Mit Düften assoziiert man das nicht unmittelbar, die grobe Fassade steht im Kontrast zum Thema. Ein aufragendes Volumen markiert den Eingang.

Innen zeigt sich der Bau klar gegliedert: Auf rund 850 Quadratmetern Nutzfläche finden sich im Erdgeschoss Foyer, Shop, Nebenräume und Büros. Über einen durchgehenden Rampenraum gelangt man zur Ausstellung im Obergeschoss. Sie ist als Folge interaktiver Stationen angelegt, die von der Geschichte des Vanillins über historische Gewürze bis zum teuersten Duft der Welt führen. Am Ende darf auch selbst gemischt werden: in einem Parfum-Workshop samt eigener Duftkreation zum Mitnehmen. Café und Dachterrasse runden das Erlebnis ab.

Die Stadt investierte rund 11,7 Millionen Euro (Kostengruppen 300 und 400) und zeigt damit, dass ambitionierte Kulturprojekte nicht nur in Metropolen stattfinden müssen und lokaler Tourismus funktionieren kann. Denn das Publikum kommt: Bereits im März konnte man den zehntausendsten Gast begrüßen. (gk)

Fotos: Werner Huthmacher


Zum Thema:

Sensoria öffnet am Sonntag, 29.06.2025, im Rahmen des Tages der Architektur seine Türen für Führungen. Infos dazu gibt es hier.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Anderhalten Architekten


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