2014 nahm die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) die Stadt Mossul ein. Nach ihrem Abzug 2017 war die Altstadt zu 80 Prozent zerstört. Unter dem Motto „Revive the Spirit of Mosul“ initiierte die UN-Kulturorganisation UNESCO 2018 den Wiederaufbau der Stadt. Nun sind die Arbeiten fast abgeschlossen. Restauriert und wiederaufgebaut wurden vier religiöse Denkmäler sowie 124 denkmalgeschützten Wohnhäuser.
Es sei die ehrgeizigste Wiederaufbaukampagne der letzten Jahrzehnte, ließ die UNESCO verlauten. Das unterstreichen die Kennziffern, die die Organisation in ihrem Projektbericht angibt. Demzufolge wurden 8.718 historische Fragmente an den vier Hauptstandorten geborgen und katalogisiert, über 12.000 Tonnen Schutt und 115 Sprengsätze entfernt. Bisher konnten 170 Familien in die Altstadt zurückkehren. Dafür hat die UNESCO 115 Millionen US-Dollar aufgebracht, darunter 50,4 Millionen US-Dollar von den Vereinigten Arabischen Emiraten und 48,2 Millionen US-Dollar von der Europäischen Union.
Al-Nuri-Moschee und Al-Hadba-Minarett
Die Al-Nuri-Moschee (oder die Große Moschee des an-Nuri) wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet und war 2018 weitgehend zerstört. Nachdem das Areal zunächst von Minen und anderen Gefahrenstoffen geräumt wurde, schrieb die UNESCO 2021 einen internationalen Wettbewerb aus, bei dem sich ein ägyptisches Team durchsetzte. Es übernahm die Planung in Zusammenarbeit mit der Universität von Mosul und lokalen Experten. Die Moschee wurde mit einigen Veränderungen wiederaufgebaut. So erhielt sie neben größeren Sanitäranlagen und Verwaltungsräumen unter anderem auch einen Garten.
Das Al-Hadba-Minarett wurde 1172 als Teil des Moschee-Komplexes errichtet. Rund 45 Meter ragte der mit einem ornamentalen Mauerwerk verzierte Turm in die Höhe. Besonders auffällig war die Neigung des Schafts, von der bereits im 14. Jahrhundert berichtet wurde. Sie brachte dem Minarett seinen Namen (zu Deutsch: das Bucklige) ein. Ab 2022 erfolgte der Wiederaufbau, der verbliebene Sockel wurde gereinigt und stabilisiert. Die Neigung des Turms mit einer horizontalen Ausdehnung von etwa 1,6 Metern wurde durch eine besondere Anordnung der Ziegelreihen und Mörtelfugen wiederhergestellt. Rund 45.000 Originalziegel seien aus der Al-Nouri-Moschee und dem Al-Hadba-Minarett geborgen und vor Ort wiederverwendet worden.
Al-Tahera Kirche
Die Kirche eröffnete 1862 in der Altstadt Mossuls und war nach 2017 stark beschädigt. Das Dach war eingestürzt und große Teile der Arkaden sowie die Außenmauern waren zerstört. Die syrisch-katholische Kirche wurde in ihrem Zustand vor der Zerstörung wiederaufgebaut. Die Arbeiten begannen 2019, dabei sicherte man mehr als 6.000 Elemente, die im Bau wiederverwendet wurden. Die Alabasteroberflächen im Innenraum wurden sorgfältig restauriert und konserviert.
Kloster Unsere Liebe Frau der Stunde mit Gebetshaus (Al-Saa’a)
Das Kloster wurde 1866 vom Dominikanerorden errichtet. Es beherbergt eine Kirche mit Priesterseminar, Unterkünfte für eine Gemeinschaft von Brüdern und eine Gemeinschaft von Schwestern, eine Schule für Jungen, eine für Mädchen sowie ein Krankenhaus und ein Haus für Missionsmitarbeiter. Später kam eine Schule für Lehrerinnen hinzu. 1876 finanzierte die französische Kaiserin Eugènie de Montijo, die Frau von Napoleon III., den Glockenturm, den ersten im Irak.
Die Gebäude des Klosters wurden während der Besetzung der Stadt beschädigt. Ab 2020 sicherte man das Gelände, der aktive Aufbau begann 2023 und konzentrierte sich auf baulichen Reparaturen. Ab 2022 begann zudem die Sanierung des neben dem Kloster befindlichen Gebetshauses, das heute als Mehrzweck-Bildungs- und Kulturzentrum dient.
Wohnhäuser und Schulräume
Neben den religiösen Denkmälern wurden auch 122 denkmalgeschützte Wohnhäuser sowie die zwei historische Palastgebäude Suliman al Sayegh und Al Zyada wiederaufgebaut. Die Maßnahmen betrafen sowohl die Gebäude als auch die Instandsetzung des Stromnetzes, der Kanalisation, des Straßenbelags und der Straßenbeleuchtung. Die Wohnhäuser seien im Anschluss an ihre Eigentümer*innen übergeben worden, berichtet die UNESCO. Der Palast Suliman al Sayegh soll künftig ein Museum aufnehmen. Bei den Arbeiten an den Wohnhäusern seien Fragmente geborgen, restauriert und wiederverwendet sowie traditionelle Techniken und Materialien eingesetzt worden. Um darüber hinaus ein Bildungsangebot zu gewährleisten, renovierte die Organisation zusätzliche 400 Klassenräume in der Stadt und ihrer Umgebung und schulte rund 5.000 Fachkräfte. (sbm)
Fotos: UNESCO
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Baumeister | 14.02.2025 11:36 UhrGlückwunsch
Großartige Leistung!