Historische Gebäudeformen in zeitgenössischer Architektur neu zu interpretieren ist besonders in ländlichen Regionen ein gängiger Weg, um Neubauten sensibel in gewachsene Ortsbilder einzufügen. In der Vorarlberger Stadt Hohenems drängt sich dieser Ansatz nahezu auf: Südlich des historischen Kerns mit Schlossplatz, Palast und Kirche breitet sich ein Geflecht kleinteiliger, beinahe dörflicher Strukturen aus, geprägt von alten Ein- und Mehrfamilienhäusern. Auf dem Grundstück einer ehemaligen Wagnerei setzten Ludescher + Lutz Architekten (Bregenz) im vergangenen Jahr ein Mehrfamilienhaus um, das in seiner Anmutung bewusst an das traditionelle Rheintalhaus erinnert.
Wohnen im Quartier Säge nennt sich das Projekt mit sechs Eigentumswohnungen. Der Name verweist auf die frühere Nutzung des Areals. Bauherrin ist die Schadenbauer Projekt- und Quartiersentwicklung. Äußerlich positioniert sich der Bau durchaus voluminös und selbstbewusst. Analog zum historischen Vorbild knickt das breite Satteldach ab und bildet straßenseitig einen tiefen Überstand, darunter liegt eine gepflasterte Vorzone mit Sitzmöglichkeiten und Fahrradständern.
Der Holzhybrid bietet eine Nutzungsfläche von rund 600 Quadratmetern. Die Wohnungen variieren zwischen zwei und vier Zimmern, im zweiten und dritten Obergeschoss befinden sich Maisonettewohnungen mit 93 beziehungsweise großzügigen 131 Quadratmetern. Alle Einheiten öffnen sich mit breiten Loggien nach Nordwesten zum Garten, die Erdgeschosswohnungen verfügen zusätzlich über private Grünflächen. Die Erschließung erfolgt über ein innenliegendes Treppenhaus mit Aufzug, das als Verteiler fungiert. Das Untergeschoss nimmt Tiefgarage und Kellerabteile auf.
Die äußere Erscheinung ist von Geschlossenheit geprägt: Die Stirnseiten tragen jeweils ein einziges Doppelfenster pro Etage, zur Straße hin sorgt eine vertikale Lamellenstruktur für Lichtfilterung. Die übrige Fassade ist mit einer Tannenschalung verkleidet. Raumhohe Verglasungen an den Loggien und Dachflächenfenster bringen Tageslicht ins Innere. Ludescher + Lutz verfolgten ein ähnliches architektonisches Konzept bereits bei einem Studierendenwohnheim im nahen Dornbirn. Auch dort: Holz, Dachüberstand, Loggien, Lamellen. (gk)
Fotos: Gustav Willeit, Karin Nussbaumer
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
auch ein | 16.07.2025 11:08 Uhrarchitekt
viel geste und wenig funktion bei dem riesenknick. man wartet irgendwie auf ein foto auf dem da plötzlich grosse fenster sind, die vorher hinter schiebeläden verborgen waren...