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28.08.2015

Neuseeland-Regionalismus

Kunstmuseum in New Plymouth


Neuseeland ist Reiseziel für Naturfreunde, Extremsportler und Herr der Ringe-Fans, weniger kennt man es als Kultur- und Kunsthochburg und das zu Recht: Der pazifische Inselstaat hatte bisher kein einziges Museum für zeitgenössische Kunst auf seiner kulturellen Landkarte zu verzeichnen. Mit dem gerade fertig gestellten Len Lye Centre in New Plymouth auf der Nordinsel setzen Pattersons Associates (Auckland) damit jetzt einen Meilenstein in die neuseeländische Museumslandschaft.

Das Len Lye Centre ist nicht nur das erste zeitgenössische Kunstmuseum Neuseelands, sondern auch das erste Museum des Landes, das nur einem einzigen Künstler gewidmet ist. Mit ihrem Entwurf knüpfen die Architekten an die Arbeit des in Neuseeland geborenen und 1980 verstorbenen Künstlers Len Lye an, der sich u.a. mit kinetischen Skulpturen einen Namen machte. Neben seiner Arbeit als Bildhauer war Lye als Filmemacher tätig und schuf sogenannte „direkte Filme“, die ohne Kamera auskamen: Dazu benutzte er schwarzes Filmmaterial und bekratzte die Beschichtung. Das Ergebnis war ein tanzendes Muster aufleuchtender Linien und Strukturen, die an dramatische Blitze im nächtlichen Himmel erinnern.

Die künstlerische Arbeit Lyes übersetzen Pattersons mit einer dynamisch-kurvigen verspiegelten Fassade, die Assoziationen mit einem gigantischen Bühnenvorhang hervorruft. Der Neubau ist eine Ergänzung zu der bereits bestehenden Govett Brewster Art Gallery, von der er sich in Materialität und Form deutlich abhebt. Jedes der 14 Meter hohen, säulenähnlichen Fassadenteile besteht aus einem einzigen vorgefertigten Betonelement. Zusammengesetzt bilden sie in den Innenraum gestülpte Betonkurven. Nach außen hin ist die riffelige Fassade mit glänzend polierten Stahlteilen verkleidet – eine Reminiszenz an die regionale Industrie.

Als weitere Referenz an den Künstler, der sich für die Popularisierung der einheimischen Kunst und Kultur in Neuseeland und Australien eingesetzt hatte, ist das Raumprogramm analog zu dem maorischer Tempelkultur organisiert. Im Adyton, dem verborgenen heiligsten Raum, befindet sich das Archiv des Künstlers. Der größte Galerieraum ist dem Megaron, dem Hauptversammlungsraum polynesischer Tempel nachempfunden. Auch der Fassadengrundriss erinnert entfernt an die geschwungenen Linien in Maori-Tribals. Die Architekten wollen damit die Dominanz der Moderne in Bauhaus-Tradition in Frage stellen, erklären sie. Wer weiß, vielleicht finden sie so zu einem Neuseeland-Regionalismus? (lr)

Fotos: Patrich Reynolds


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