Die Region Jiangnan mit Teilen des Mündungsgebiets des Jangtsekiangs gehört zu den ältesten und bedeutendsten Kulturlandschaften Chinas. Auch die östliche Küstenstadt Shanghai ist hier zu finden, ungefähr auf halber Höhe zwischen Hongkong und Peking. Im kleinen Dörfchen Longsheng im Kreis Deqing etwas weiter im Inland steht seit letztem Jahr ein Kulturzentrum, das insbesondere der Geografie der Region gewidmet ist. Entworfen und umgesetzt wurde es von ConCom Studio. Dessen Gründer hatten einst in Stuttgart studiert und dort 2012 auch anfänglich ihr Büro. Inzwischen sind sie in Shanghai angesiedelt.
Das Gebäude mit seiner Bruttogrundfläche von rund 800 Quadratmetern befindet sich am Ende eines vormals wichtigen Dorfweges, der mit dem Bau einer Autobahn seine Bedeutung weitgehend verloren hat. Die Umgebung aus sanften Hügeln, Reisfeldern und Wasserinfrastrukturen ist typisch für die Region. Auch die Porzellanherstellung spielte hier eine große Rolle und über den schon erwähnten Weg gelangten die Dörfler einst von ihren Häusern im Süden zu diversen Produktionsstätten im Norden. Nach Jahrzehnten der Transformation ist von dieser Geschichte allerdings nicht mehr viel zu erkennen. Das neue Zentrum soll diese Zusammenhänge nun wieder lesbar machen.
Die Architekt*innen zeichnen ein aufragendes Volumen mit hutartigem Dachaufbau. Hinter der einfachen Umrisslinie verbirgt sich eine gelungene Dualität aus niedrigen Bereichen im Erdgeschoss und sich öffnenden Räumen im oberen Stockwerk. Während letztere Räume introvertiert um einen Patio angeordnet sind, ist der Außenbezug des Erdgeschosses in Schichten organisiert. Zunächst lädt ein geschützter, äußerer Umlauf auch bei Regen zum Aufenthalt ein. Dann folgen Räume mit großen Fenstern und schließlich im Zentrum des Gebäudes ein geschlossener Raum für Videoprojektionen. Die Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen im Erdgeschoss werden von Arbeits- und Seminarräumen im Obergeschoss ergänzt.
Ausgeführt ist das Gebäude in Stahlbeton, wobei die deutlich gezeichnete Maserung der einfachen Holzschalung für einen fast schon natürlichen Eindruck sorgt. Tatsächlich aus Holz sind die hellen Böden. Verkleidet ist das Haus mit dunklem Titanzinkblech. Ganz oben hinter dem Blech versteckt sich auch noch eine kleine Dachterrasse mit Blick über die sattgrüne Umgebung. (sb)
Fotos: Yang Min / mintwow, Ruotong Xu
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Arcseyler | 06.02.2025 03:31 Uhrwww.
Schön wie das Menschenmass unter diesen Landschaftshut gesetzt ist. Eine Unterordnung wie vielleicht auch bei friesischen Höfen.