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09.05.2023

Toben hinterm Giebel

Kita in Stuttgart-Hedelfingen von larob. studio für architektur


Kindergärten haben erstaunlich oft mit Ratten zu kämpfen. Eine von mehreren Ursachen ist, dass im Sommer oft länger die Türen offenstehen und die Tiere damit geradezu eingeladen werden. Im beschaulichen Stuttgarter Stadtteil Hedelfingen nutzten Ratten dann vor drei Jahren die coronabedingten Teilschließungen, um sich in den Wänden der Kita am Bergwald häuslich einzurichten. Als die Kinder endlich wieder zurückkehrten, entstand daraus natürlich ein ernsthafter Nutzungskonflikt. Die Situation war derart drastisch, dass am Ende nur noch ein Auszug samt Abriss des Gebäudes in Frage kam. Das Problem resultierte laut Stadtverwaltung aus der Bauweise des etwa 50 Jahre alten, eingeschossigen Pavillonbaus. Dieser bestand ausschließlich aus Holzständerwänden und wies kein Betonfundament auf. So hatten die Ratten es einfach, ins Gebäude und die zahlreichen Hohlräume einzudringen.

Der Stadt – eigentlich Betreiberin der Einrichtung – war es ob ihrer komplexen Entscheidungsstrukturen nicht möglich, eine schnelle Lösung zu finden. Deshalb wurde der benachbarte Waldheimverein-Hedelfingen, auf dessen Grundstück die Kita stand, tätig und stellte vorübergehend seine eigenen Räumlichkeiten zur Verfügung. Bei der kindgerechten Umgestaltung und dem notwendigen Antrag zur Nutzungsänderung unterstützte sie das lokal ansässige Büro von larob. studio für architektur (Freiburg, Stuttgart). Anschließend beauftragte der Verein die Architekt*innen auch gleich noch mit einem Ersatzbau für die alte Kita am bisherigen Ort. Aufgrund des hohen Bedarfs an Betreuungsplätzen in der Umgebung wurde das Raumprogramm bei dieser Gelegenheit erhöht.

Mit über 1.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche entstand in knapp zwei Jahren Planungs- und Bauzeit eine neue Kita für drei Gruppen. Das annähernd quadratische Gebäude liegt an einer abschüssigen Stichstraße, die hinauf zu einem asphaltierten Platz führt, an dessen Rückseite sich auch das Vereinsheim befindet. Linkerhand empfängt die neue Kita Eltern und Kinder nun mit einem langgestreckten weißen Giebel, in den locker verteilt fünf kleine Fenster und ein breiter verglaster Eingang gesetzt wurden.

Hinter dem Giebel liegen die Gruppenräume, aber in Richtung Garten auch zwei großzügige Außentreppen, die auf eine gebäudebreite Terrasse im ersten Stock führen. Im Gegensatz zu den eher geschlossenen Giebelwänden im Osten und Westen ist die Fassade hier raumhoch verglast. Man blickt auf ein kleines Waldstück hinter dem Haus, wo sich zwischen dichten Bäumen noch ein Wasserspielplatz befindet. Weitere Spielflächen sind neben der östlichen Außenwand, die hier einen Knick vollführt, angelegt.

Innen führt ein breiten Spielflur von der einen zur anderen Giebelseite. Von dieser zentralen Achse aus werden die übrigen Räume erschlossen. Im Erdgeschoss sind ein großer Mehrzweckraum, Küche, Werkstatt und der Kleinkindbereich untergebracht. Eine Etage darüber gibt es eine mit Dachfenstern belichtete Garderobe und daran anschließend mehrere Funktions- und Personalräume. Die zwei großen Gruppenräume sind unterhalb der langen Dachfläche im Süden angeordnet. Zum Toben können die Kinder dort direkt auf die Terrasse und eine Galerie unterhalb des Firsts klettern.

Bei der Konstruktion griffen die Architekt*innen auf eine herkömmliche Betonbauweise zurück. Nur das Dach und die Fenster wurden aus Holz hergestellt. In der weiß verputzten Außenhaut kamen 18 Zentimeter starke Porotonsteine mit Perlitfüllung und eine mineralische Dämmung zum Einsatz. Außerdem wurde der Bau teilweise unterkellert und mit einer Eisspeicheranlage für die Energieversorgung ausgestattet. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf rund 3,45 Millionen Euro in den Kostengruppen 200 bis 700. (mh)

Fotos: Timo Kemmner, Jürgen Pollak


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