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18.06.2025
Alle 500 Jahre wieder
Kirche in Skanderborg von Henning Larsen
Nein, besonders häufig werden Kirchen in Skanderborg im Norden von Dänemark nicht gebaut. Genauer gesagt: alle 500 Jahre. Denn die erste Kirche in der Gemeinde stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert folgte die Schlosskirche und so entstand bereits in den 1970er Jahren, als das Städtchen mit 20.000 Einwohnern sich langsam nach Nordosten ausbreitete, die Idee für eine dritte Kirche im selben Zeit-Rhythmus. Bis 2020 hatte die evangelische Gemeinde das nötige Geld beisammen und schrieb einen Architekturwettbewerb aus, den ein Team aus Henning Larsen (Kopenhagen), Espen Surnevik (Oslo), Schul Landskabsarkitekter (Kopenhagen) und den Ingenieur*innen von Rambøll (Kopenhagen) für sich entscheiden konnte.
Ein Gemeindezentrum bestand bereits, ebenso ein frei stehender Glockenturm. Dazwischen positionierten Henning Larsen den Neubau als schlichtes Volumen aus mehreren rechteckigen, aneinandergesetzten Körpern. Mittig befindet sich ein höheres Volumen mit umlaufenden Zick-Zack-Fenstern, die Ausblicke in unterschiedliche Richtungen rahmen und Tageslicht einfangen. Im Zentrum dieser unhierarchischen Anlage liegt ein quadratischer Andachtsraum, der zu allen vier Seiten den Blick nach draußen zulässt: Zu den Bäumen, zum Turm oder zum Friedhof nebenan – umgekehrt wird all das auch Teil des Inneren. „Unser Ziel war es, einen Raum zu schaffen, der sich in alle Richtungen öffnet“, sagt Greta Tiedje, Global Design Director bei Henning Larsen.
Ein zweiter Schwerpunkt des Entwurfs ist die flexible Nutzung. Nicht nur Gottesdienste sollen möglich sein, sondern auch Konzerte, Vorlesungen, Versammlungen und andere Veranstaltungsformate. So können auch Gläubige anderer Religionen und Atheisten das Gebäude als vielfältiges und lebendiges Kulturzentrum erfahren. Entsprechend sind die Räume sachlich und ruhig gehalten. Die wesentlichen Materialien sind heller Backstein, Eichen- und Fichtenholz, Messing und Naturstein.
Einziger Fixpunkt ist das Taufbecken, alle anderen Elemente und Möbel lassen sich leicht verschieben. Eine Kanzel gibt es nicht, der evangelische Pfarrer spricht im Stehen zwischen den Gläubigen. Man hätte den Hauptraum eher wie eine Lichtung im Wald gestaltet, so Henning Larsen. So bekam das Gebäude auch keinen eindeutigen Haupteingang, sondern orientiert sich in verschiedene Richtungen. Nach Norden liegen in der ebenfalls gefalteten Wand des Hauptraumes kleine Sitznischen, von denen der Blick ebenfalls durch die Glasfassade in den Wald geht. Die Nischen können dem privaten Gespräch dienen oder Momente der inneren Einkehr schaffen.
Ungewöhnlich war, dass die Architekt*innen bei diesem Projekt vom Städtebau bis zu den Details und den Möbeln selbst verantwortlich blieben. So entstand mit einem dänischen Möbelhersteller auch ein eigener Stuhl, der Ekko Chair. Dessen Design ist sachlich und reduziert, wie die Architektur selbst: ein schlanker, stapelbarer Stuhl aus massiver Esche mit geseifter Oberfläche. Der Tradition folgend, sind in dem Neubau auch Steine aus den beiden älteren Kirchen eingesetzt. Es ist ein Symbol der Kontinuität über Jahrtausende hinweg. Wie wohl die vierte Kirche in Skanderborg aussehen wird, wenn sie im Jahr 2525 eröffnet? (fh)
Fotos:Rasmus Hjortshøj
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