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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Haus_der_Verbaende_in_Berlin_fertiggestellt_6077.html

10.11.1999

Architektur der „gereiften Männlichkeit“

Haus der Verbände in Berlin fertiggestellt


Erneut ist über die Fertigstellung eines Neubaus in Berlin zu berichten, der in der Folge des Regierungsumzugs nötig wurde: Das „Haus der Verbände“, der gemeinschaftliche Sitz des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) und des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), wird am 12. November 1999 in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau eingeweiht. Am 10. November 1999 wurde es vorab der Presse vorgestellt.
Das Gebäude ist vom Architekturbüro Schweger + Partner (Stammsitz: Hamburg) errichtet worden. Das Büro hatte einen entsprechenden beschränkten Wettbewerb mit acht Teilnehmern im Jahre 1994 gewonnen.

Zur Pressevorbesichtigung hielt der Geschäftsführer der Hamburgischen Architektenkammer, Ullrich Schwarz, eine geist- und anspielungsreiche Laudatio. Das Gebäude strahle „eine gewisse Härte aus“, sei also „keine folkloristische Berlin-Architektur“, sagte Schwarz mit Blick auf den anwesenden Berliner Stadtentwicklungs-Staatssekretär Hans Stimmann. Schwarz fuhr fort: „Das Gebäude ist nicht regionalistisch, nicht einmal kritisch-regionalistisch. Es ist nicht rekonstruktiv, nicht einmal kritisch-rekonstruktiv. Es ist überhaupt nicht kritisch. Es orientiert sich nicht am Formenrepertoire der klassischen Moderne, es ist daher nicht der Zweiten Moderne im Sinne Heinrich Klotz' zuzurechnen. Schweger entscheidet sich für eine der heute möglichen Optionen: Es ist eine Architektur der postavantgardistischen Moderne, die sich - in Zeiten der ungerichteten Innovationserregung - gegen jeden architektonischen Wortschwall diszipliniert. Es ist, um ein Wort des Philosophen Georg Lukacs zu zitieren, eine Architektur der gereiften Männlichkeit. Es repräsentiert eine Art moderner Autonomie, es ist - einfach Architektur.“

Der Neubau befindet sich an zentraler Stelle im Berliner Bezirk Mitte zwischen Breite Straße, Mühlendamm und Spree. Er nimmt in seiner Gliederung in mehrere bauliche Einheiten das Motiv der früheren Einzelhausbebauung an dieser Stelle auf. Zur Breite Straße hin zeigt der Bauteil des BDI eine Lochfassade mit zweischaligen Fenstern; daneben markiert eine verglaste Sonderform den Haupteingang. Zum Mühlendamm hin artikuliert sich der Bauteil des DIHT mit eleganten Bandfenstern, während sich die Fassade zur Spree in drei Sequenzen gliedert: Die Bandfassade des DIHT zieht sich um die Ecke, dann folgt ein zurückgesetzter, mit einer Wintergartenverglasung verkleideter Konferenzturm, während der Bauteil des BDA den Schwung der Uferlinie aufnimmt und Fensterformate aufweist, die mit Bezug auf den benachbarten Altbau, den Marstall des Architekten Ernst v. Ihne, ausgewählt wurden.
Zentrales Element des insgesamt eher introvertierten Gebäudes ist ein verglaster Innenhof, der mit einer leichten Stahl-Glas-Tonne gedeckt ist. Insgesamt weist das Gebäude eine Bruttogeschoßfläche von 27.000 m2 auf und hat gut 200 Millionen Mark gekostet.

Die nebenstehende Abbildung zeigt die Ansicht Breite Straße Ecke Mühlendamm. Als weitere Zoom-Bilder sind außerdem eine Ansicht von der Spree und ein Blick in den Innenhof hinterlegt.

Alle Fotos: Architekten Schweger + Partner

Lesen Sie hierzu auch BauNetz-Meldungen vom 1. 9. 1998 (Richtfest) und vom 28. 8. 1997 (Grundsteinlegung).


Zu den Baunetz Architekt*innen:

SAA SCHWEGER ARCHITEKTEN


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