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10.09.2025
Pionier der Compartmentschule
Gymnasium in Berlin von huber staudt architekten
Wenn momentan in Berlin ein Schulneubau fertig wird, ist das meist ein Ergebnis der Schulbauoffensive. Dementsprechend blickt das Fachpublikum auf das Resultat. Beim Leonardo-da-Vinci-Gymnasium von huber staudt architekten (Berlin) ist das anders. Denn das Projekt im Neuköllner Ortsteil Buckow startete bereits vor der milliardenschweren Offensive.
Über elf Jahre ist es her, dass in den BauNetz Meldungen das Wettbewerbsergebnis vorgestellt wurde. Doch warum hat die Umsetzung so lange gedauert? Weil es sich um eine der allerersten Schulen des Landes Berlin handelt, die nach dem Prinzip des Clusters organisiert wurde, erklärt Joachim Staudt. Vieles war neu und musste dementsprechend lange mit den Verantwortlichen im Neuköllner Bezirksamt ausdiskutiert werden. Neben zwei weiteren Schulen galt der Neubau für das Leonardo-da-Vinci-Gymnasium damals als ein „Leuchtturmprojekt“ der Berliner Schulbaupolitik.
Zum Schuljahresbeginn 2024/25 – also vor ziemlich genau einem Jahr – konnte der Neubau endlich bezogen werden, nachdem die Schulgemeinschaft seit 1990 in einem Provisorium untergebracht war. Wirklich fertig ist die Gesamtanlage aber bis heute noch nicht, erklärt Staudt (auch mit Blick auf die verfügbaren Projektfotos). Insbesondere die großzügigen Grünanlagen von Weidinger Landschaftsarchitekten (Berlin) sind noch in der Umsetzung. Auch die Ertüchtigung der typisierten Doppelsporthalle aus den 1970er Jahren durch ZRS Architekten Ingenieure (Berlin) ist noch nicht abgeschlossen.
Doch trotz dieser Verzögerungen auf den letzten Metern dürfte die Freude der Schulgemeinschaft über den Neubau nach Jahrzehnten im Provisorium überwiegen. Schlicht und ganz in Weiß zeigt sich die Schule von außen. Sie besteht aus zwei rechteckigen Gebäudeteilen, die jeweils um einen Innenhof herum organisiert wurden. Im nordwestlichen, dreigeschossigen Gebäudeteil wurde der Hof als offener und begrünter Patio ausgebildet, im südöstlichen, zweigeschossigen Gebäudeteil liegt hier die zentrale Eingangshalle. Im Gelenk der beiden Gebäudeteile befindet sich die Haupttreppe. Staudt weist auf die Diagonale im Grundriss hin, die sich zwischen diesen den beiden offenen Räumen aufspannt und für Raumqualität sorge.
Knapp 750 Schüler*innen werden im Leonardo-da-Vinci-Gymnasium im offenen Ganztag unterrichtet. Die Schule ist vierzügig und umfasst die Klassenstufen 7 bis 12. Man muss etwas genauer auf die Grundrisse blicken, um die Compartments zu erkennen. Sie befinden sich im nördlichsten Teil des Haues, wurden L-förmig um den offenen Patio gelegt und umfassen jeweils vier Stammklassenräumen.
Einen zentral angeordneten, offenen „Marktplatz“ gibt es in den Compartments nicht. Ein entsprechender, flexibel nutzbarer Raum liegt jeweils in der inneren Ecke des Compartments. Hier mussten Kompromisse gemacht werden, erklärt Staudt. Keine Kompromisse wurden bei der Nutzung der Korridore gemacht. Sie sind keine notwendigen Fluchtwege und können entsprechend pädagogisch genutzt werden.
Die Compartment sind jahrgangsstufengemischt, beherbergen also je eine Klasse der Stufen 7 bis 10. Neben den vier Compartments im engeren Sinne wurde auch der restliche Grundriss der Schule weitgehend in vergleichbarer Weise organisiert, sodass zum Beispiel ein in sich geschlossener Bereich mit naturwissenschaftlichen Fachklassenräumen entstand.
Pionierarbeit im Berliner Schulbau leistete der Entwurf nicht nur in pädagogischer Hinsicht, sondern auch im Bereich Nachhaltigkeit. Laut Architekt*innen handelt es sich um eine der ersten Schulen Deutschlands, die nach dem Darmstädter Modell (einer standardisierten Zertifizierung nach klar festgelegten Nachhaltigkeitskriterien) DGNB beurteilt wurde und mit Silber den zweithöchsten Standard erreichte. Dies wurde unter anderem durch den Einsatz von Recycling-Beton und Geothermie erreicht. Hubert Staudt verantworteten die Leistungsphasen 1-9. Die Gesamtbaukosten lagen laut Architekt*innen bei 33,3 Millionen Euro. Dafür entstanden 6.265 Quadratmeter Nutzfläche. (gh)
Fotos: Werner Huthmacher
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