Noch steht das neue Gemeinschaftszentrum von Snøhetta (Oslo u.a.) allein am See, zehn Kilometer südöstlich des Göteborger Stadtzentrums. Idyllisch eingebettet zwischen Wald und Fels, mit Blick aufs Wasser. Und doch trügt der Eindruck. Denn das Lakehouse, wie der langgestreckte, sanft gekrümmte Bau heißt, ist nicht Solitär, sondern Auftakt. Rundherum soll in den nächsten Jahren das neue Quartier Wendelstrand entstehen – mit rund 1.200 Wohneinheiten in etwa 50 Gebäuden.
Die Lage nahe der kleinen Gemeinde Mölnlycke wirkt auf den Fotos wie ein Klischee aus dem skandinavischen Bilderbuch. Tatsächlich aber liegt das Gemeinschaftszentrum zwischen vierspuriger Schnellstraße, Landstraße und ausgedehnten Gewerbehallen. Ein Teil dieser Hallen wird dem kommendem Quartier weichen. Früher war das Areal ein Steinbruch. Heute setzt das rund 6.300 Quadratmeter große Lakehouse einen ersten Maßstab für das, was folgen soll.
Das Haus versteht sich als soziales Rückgrat, als Teil der Bemühungen, einen Gegenentwurf zur typischen Pendlerstadt aufzubauen. Im Inneren gibt es unter anderem Co-Working, Fitness, Gastronomie und Eventflächen. Zum Teil schiebt sich das Volumen in den Fels. Sichtbeton und Naturstein spiegeln diese Eingrabung im Material wider. Zentral ist ein mehrgeschossiges Atrium, das sich zum See hin öffnet. Sitzstufen flankieren den Luftraum, der zum Konzertsaal, zur Tribüne oder zum Treffpunkt werden soll. Für die Landschaftsgestaltung auf Straßenniveau waren White Arkitekter (Göteborg u.a.) zuständig.
Holz dominiert in den Innenräumen. Tragende Strukturen, Wandverkleidungen und Treppenläufe bestehen aus Leim- und Brettschichtholz. Weite Glasflächen öffnen den Bau in alle Richtungen, außen eingefasst von Holzschalungen. Wortwörtliche Krönung ist das öffentlich zugängliche Dach. Snøhetta sprechen von einer Baumkrone, parkartig bepflanzt mit Moosen, Heidelbeeren und Wildblumen. Die Begrünung soll das Mikroklima verbessern, Hitzeentwicklung dämpfen und Regenwasser zurückhalten. Doch die inszenierte Wildnis bleibt zahm. Gemessen an der wuchernden Landschaft ringsum wirkt sie eher dekorativ.
2027 oder 2028 sollen die ersten Wohnungen bezogen werden. Vier Projektentwickler sind beteiligt. Das Gemeinschaftszentrum und etwa die Hälfte der Wohnbauten stammen von der Next Step Group. (gk)
Fotos: Kalle Sanner
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