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27.08.2019

Hölzerne Hybride

Geförderter Wohnungsbau von Kaden + Lager in Berlin


Holzbauweise im Sozialen Wohnungsbau ist in Deutschland bisher noch eine immer Seltenheit. Zu teuer, zu experimentell. Dabei kann der nachhaltige Baustoff ressourcenschonende, wirtschaftliche und innovative Lösungen bieten, wie beispielsweise jüngere Projekte aus der Schweiz zeigen. Die Berliner Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE traut sich was und lässt derzeit in Berlin-Adlershof über 1.000 Wohnungen mit gefördertem Anteil in Holzhybridbauweise errichten. Drei Gebäude unter dem Projekttitel „UH – Urbaner Holzbau“ wurden nun im März 2019 fertiggestellt, für die Planung und Umsetzung zeichnen die auf Holzbau spezialisierten Architekten von Kaden + Lager (Berlin) und der Generalübernehmer Brüninghoff (Heiden) verantwortlich. Das Projekt passt gut zur aktuellen Diskussion über die Berliner Wohnungspolitik und die Frage, ob auch nach der Einführung einer Mietobergrenze qualitativ hochwertiger Neubau möglich sei.

Auf rund 0,3 Hektar Grundstücksfläche stehen die drei zueinander verdrehten Gebäudevolumen in Würfeltypologie, in denen auf 3.480 Quadratmetern Bruttogrundfläche 42 Wohnungen Platz finden. 16 Wohnungen sind gefördert, was bedeutet, sie werden zunächst mit einer Einstiegsmiete von 6,50 Euro pro Quadratmeter vermietet. Die übrigen 26 Wohnungen sollen laut Angaben der HOWOGE im Mittel nicht mehr als zehn Euro pro Quadratmeter kosten – ein Betrag, der allerdings über der kolportierten Mietobergrenze von 7,96 Euro für Bauten bis 2013 liegen würde. Neubauten sollen freilich fürs erste vom geplanten Gesetz ausgenommen sein.

Die Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit Größen von 36 bis 100 Quadratmetern planten Kaden + Lager durchgehend barrierefrei. Alle Gebäudekörper verfügen über vier Geschosse mit einem Staffelgeschoss, das jeweils mit dem vierten Stock über Maisonette-Wohnungen verbunden ist. Im ersten Geschoss befinden sich wiederum kleinere Studios mit offener Küchenzeile. Kompakt geplant, wickeln sich alle Wohnungen um einen zentralen Treppenkern. Fast jede Wohneinheit verfügt über einen Balkon.

Einer Hybridbauweise entsprechend besteht das Projekt nicht gänzlich aus Holz. Der innenliegende Treppenkern sowie alle Decken sind aus Stahlbetonfertigteilen errichtet, für Dach und Wände wurden Holztafelelemente eingesetzt und die Fassade mit einer Holzschalung verkleidet, so Projektleiter Stefan Gerdemann von Brüninghoff. Der Vorteil dieser Bauweise: Während Beton beispielsweise mehr Last aufnehmen kann, erlaubt Holz eine effektivere Raumausnutzung. Auf die Holzrahmenkonstruktion der Wände wird lediglich eine Gipsplatte innen und die Fassade außen angebracht. Bei gleicher Kubatur kann das im Vergleich zum Massivbau mehr Wohnfläche bedeuten. Die Vorfertigung vieler Bauteile reduzierte außerdem die Bauzeit auf eine Woche pro Geschoss, bei präziserer Ausführung und einer emissionsärmeren Baustelle. Die Fertigung fand unter anderem in Brüninghoffs Werken in der Nähe von Halle an der Saale statt.

In vielerlei Hinsicht kann der Holz-Hybridbau überzeugen, jedoch bestätigt sich die Erwartung, besonders preiswert bauen zu können, noch nicht. Eine deutliche Reduzierung der Kosten würde erst spürbar bei größeren Projekten. Die HOWOGE ist anscheinend dennoch überzeugt, für weitere Bauvorhaben im Mühlengrund und in den Johannishöfen möchte sie ebenfalls vorgefertigte Holztafelelemente im Fassadenbereich einsetzen. (kg)

Fotos: Brüninghoff, Dombrowsky


Zum Thema:

Mehr zum zunehmend auch bei Mehrgeschossern alltäglichen Baustoff Holz auch in der Baunetzwoche#506.

In Adlershof experimentierten kürzlich auch schon Roedig + Schop mit Holz im Wohungsbau.


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