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30.09.2025
Spiegel auf Fjordfelsen
Fischerei-Zentrum auf Andørja von Snøhetta
Baut man in den nordnorwegischen Fjorden, liegt es angesichts der eindrucksvollen Landschaft nahe, gestalterisch auf Zurückhaltung zu setzen. Wenn die Bauherrin noch dazu ein Fischereiunternehmen ist und das Grundstück direkt am Europäischen Nordmeer liegt, stellt sich die Frage: Warum die Umgebung nicht gleich selbst zum Motiv erheben. Snøhetta (Oslo) jedenfalls lösten die Bauaufgabe auf der Insel Andørja mit einem gebogenen, spiegelnden Volumen, das sie auf die schroffen Felsen an der Küste betteten.
Den Auftrag erhielt das Osloer Büro vom Unternehmen M. Arvesen Eiendom, das für die Immobilienangelegenheiten der Kleiva Fiskefarm zuständig ist. Das seit Ende der 1980er Jahren bestehende Familienunternehmen ist auf die Lachszucht spezialisiert. Seit einigen Jahren hat es sein Geschäftsfeld allerdings erweitert. Neben der Zucht von etwa 10.000 Tonnen Lachs jährlich betreibt es nun auch ein Besucherzentrum für Aquakultur. Dieses hat Snøhetta zusammen mit dem Hauptsitz der Firma in einem Neubau untergebracht.
Unmittelbar hinter dem bumerangartigen Bau steigt einer der vielen bewaldeten Hänge der Insel Andørja auf. Sie liegt am Vågsfjord in der Provinz Troms, oberhalb des Polarkreises. Hier gibt es subarktisches Klima und Polarlichter. Auch das dürfte ein Argument für die spiegelnde Fassade aus dunklem Glas und Edelstahllamellen gewesen sein. Während sich Wasser und Wetter im Gebäude abzeichnen, steht es allerdings im deutlichen Kontrast zu den einfachen Satteldachhäusern der Umgebung.
Schon 2018 hatten Snøhetta eine Fischereianlage in Nordnorwegen realisiert. Während sie damals auf eine launige Mischung aus Motiven der Hafenindustrie und Kreuzfährschiffsästhetik setzten, wählten sie dieses mal eine topografisch abgeleitete Geste. Links und rechts liegt der gläserne Bau direkt auf den Felswänden und überspannt den Zwischenraum als Brücke, abgefangen von einem mit Cortenstahl verkleideten Betonfuß. Für die Stahlkonstruktion mit teils freiliegenden Fachwerken sind Bollinger Grohman (Berlin u.a.) verantwortlich.
Die Oberkante des Gebäudes mit circa 1.510 Quadratmetern Bruttogrundfläche schließt mit der höher gelegenen Straße ab, wodurch sich zwei Zugänge ergeben. Unten gelangt man in das Besuchszentrum Arctic Aqua. Die Büros der oberen Etage erreicht man von der Straße aus. Hier führt eine Galerie an der rückseitigen Fassade entlang, die mit ihren anthrazitfarbenen Faserzementplatten und roten Fensterrahmen eine industrielle Sprache spricht.
Unweit der Unternehmenszentrale errichteten Snøhetta einen separaten Lager- und Bürobau mit Sheddach für die Fischerei. Laut lokalen Medien war für das Gesamtprojekt ein Budget von umgerechnet rund 5,5 Millionen Euro vorgesehen. (mh)
Fotos: Sebastian S. Bjerkvik
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