Die Kellerei Schreckbichl ist ein überregional bekanntes Weingut in Südtirol. Hoch oben auf einem Weinberg westlich von Bozen gelegen, entstand sie 1960 aus dem Zusammenschluss von 26 Weinbauern, die mit den Preisen in der Region unzufrieden waren und ihre eigene Genossenschaft gründeten. Heute vereint sie über 300 Winzerfamilien, die sich selbst als „Rebellen und Pioniere“ sehen – ein Selbstverständnis, das möglicherweise auch den Mut zu einer außergewöhnlichen Architektur beförderte, entworfen von bergmeisterwolf architekten aus Bozen.
Die Zusammenarbeit zwischen Kellerei und Architekturbüro reicht bereits über ein Jahrzehnt zurück. Ihren Anfang nahm sie mit der Neuordnung der schlichten Bestandsbauten zu einem zusammenhängenden Produktionskomplex – ohne Abrisse, dafür mit einer Verbindung von Altem und Neuem durch farbigen Sichtbeton, Holz und Metall. Der Haupttrakt mit Abfüllanlage, Büros und Flaschenlager erhielt eine neue Fassade aus Eichenholz. Gegenüber befindet sich eine langgestreckte, schwarz geschichtete Metallkonstruktion. Sie überspannt eine große, offene Arbeitsfläche, die während der Weinlese als Sammelpunkt für die Trauben dient und sonst als Ort für „geselliges Zusammensein“ genutzt werden kann, so die Architekt*innen.
Nun ist ein weiterer Hofbereich mit offener Metallstruktur und integrierten Pflanzkästen entstanden, die den Raum je nach Jahreszeit in andere Farben tauchen. Auf das Hauptgebäude setzten bergmeisterwolf ein neues Obergeschoss in Holzbauweise, das mit Foyer, Küche, Garderobe und Saal als Veranstaltungsbereich genutzt werden kann. Hier sollen künftig Weinpräsentationen, Meetings, Verkostungen und die jährliche Mitglieder-Vollversammlung stattfinden. Auf dem Dach legten die Architekt*innen einen „grünen Platz“ an, bepflanzt mit Rasen, Sträuchern und Korkeichen, der einen weiten Blick über die Weinberge bietet.
Laut dem Obmann der Kellerei, Max Niedermayr, habe man das Umbauprojekt genutzt, um höchst sanierungsbedürftige Teile wie undichte Dächer und alte Betonfasskeller zu ersetzen und gleichzeitig Verkostungs- und Veranstaltungsräume nach dem neuesten Standard in das alte Weingut zu integrieren.
Dazu gehört auch ein Turm aus dunklem Sichtbeton an der Ostseite, der an die mittelalterlichen Wehrtürme in der Region erinnert. In ihm befindet sich der Verkostungssaal mit einem Rundum-Panorama vom Mendelgebirge über die Texelgruppe bis nach Bozen. Der Turmsaal ist über eine Außentreppe erreichbar und lässt sich mit steifen Klapp-Fensterläden öffnen, die den Eindruck einer alten Wehranlage verstärken. Auch die Untergeschosse wurden neu organisiert und modernisiert, unter anderem entstanden hier ein neuer Barriquekeller und Wein-Shop. Die Innenräume sind geprägt durch verschiedene Texturen und die Farben Rot, Schwarz und Grün, womit bergmeisterwolf den Charakter der umliegenden Landschaft aufgreifen. (fh)
Fotos: Gustav Willeit
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Mehrmals wöchentlich bietet das Weingut Führungen und Verkostungen an.
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Lars k | 11.08.2025 16:05 UhrWeinmaschine
Danke. Das hat mich heute erfreut. Gelungene Architektur zu diesem Thema und wenn es auch noch eine "Rebellengenossenschaft" ist, dann muss ich vielleicht soagr mal deren Wein versuchen....