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09.04.2025

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Am Fuß des Bettenhochhauses

Charité-Umbau in Berlin von heinlewischer


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82 Meter hoch ragt das Bettenhaus der Berliner Charité über seiner Umgebung auf. Ursprünglich stammt der Entwurf von Karl-Ernst Swora und Dieter Bankert aus dem Jahr 1982. Allerdings erhielt das Hochhaus bei seiner umfassenden Modernisierung bis 2016 durch Schweger Architekten (Hamburg) ein komplett neues „Kleid“. Im Rahmen dieser Sanierung fand auch eine Neuorganisation im Inneren statt. Dadurch ergab sich unter anderem die Gelegenheit, den ehemaligen Operations- und Intensivmedizinischen Bereich neu zu nutzen, der als sechsgeschossiger Bau nördlich ans Bettenhochhaus angrenzt. Der Bau steht am Platz vor dem Neuen Tor und bildet damit eine repräsentative Adresse für die Charité. Entsprechend sollte die Neugestaltung den Bau attraktiver und einladender machen. Den Wettbewerb gewann der Berliner Standort von heinlewischer.

Nach dem Umbau ist nun das Rahel Hirsch Center for Translational Medicine eingezogen, eine interdisziplinäre Forschungsabteilung der Charité. Ebenfalls eingezogen ist das Berlin Institute of Health (BIH). Ziel der dortigen Forschung ist es, „Ergebnisse aus dem Labor möglichst rasch in die Klinik [...] zu übertragen“, schreiben heinlewischer in ihrer Projektbeschreibung. Von den insgesamt 14.875 Quadratmetern Nutzfläche im Gebäude werden rund 9.600 Quadratmeter vom BIH in Anspruch genommen. Forschungslabore, Technologieplattformen, Studienzentren und Ambulanzbereiche, eine Tagesklinik, eine Portalambulanz sowie die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie inklusive Operationssäle und ein Hauttumorzentrum – ein ebenso umfangreiches wie anspruchsvolles Raumprogramm also.

Das Bestandsgebäude wurde bis auf den Rohbau zurückgebaut, die tiefen Grundrisse mit einem neuen Innenhof, einem Atrium und einer zweigeschossigen Eingangshalle geöffnet. Auf dem Dach wurde ein Staffelgeschoss ergänzt. Das hohe Atrium bildet die Schnittstelle zwischen Klinik, Forschung und Öffentlichkeit. Auf allen Ebenen gibt es direkte Übergänge zum Bettenhaus. Zudem geht der Blick vom Atrium hinauf zum Glasdach, durch das es auch eine visuelle Verbindung zum von oben freundlich herabschauenden Bettenhaus gibt. Eine Lichtskulptur von Ulrike Brandi verleiht dem Atrium eine besondere Aura. Sogenannte Kommunikationszonen bilden am Innenhof einen Übergang von den öffentlichen Bereichen in die introvertierten Ambulanz- und Laborräume. Das Staffelgeschoss beherbergt eine Bürolandschaft.

Die Fassaden wollen Eigenständigkeit und Zugehörigkeit gleichzeitig signalisieren. Umlaufende Gesimsbänder und horizontale Fassadenschwerter verweisen auf das Bettenhochhaus. Die Lochfassade am Robert-Koch-Platz orientiert sich an den historischen Gebäuden ringsum. Der zurückgesetzte Eingangsbereich wiederum setzt mit seiner dunklen Stahl- und Glasfassade einen neuen Akzent und erleichtert die Orientierung.

Seinen neuen Name erhielt das Zentrum übrigens 2023. Damit wird das Lebenswerk von Rahel Hirsch geehrt, die an der Charité forschte und 1913 als erste Medizinerin in Preußen zur Professorin ernannt wurde. Nach der Machtübernahme durch die Nationsozialisten durfte sie nicht mehr praktizieren und ihre Titel wurden ihr entzogen. 1938 emigrierte sie nach London, wo ihre Approbation nicht anerkannt wurde und sie sich als Laborassistentin und Übersetzerin durchschlagen musste. Sie starb 1953 in einer Nervenheilanstalt am Rande Londons. (fh)

Fotos: Brigida González, Konstantin Börner


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

10

M. | 11.04.2025 11:03 Uhr

greetings from

the goodfathers of apparatemedizin
mise en scène de la
ice-queen of architekturfotografie

tl;dr

9

peter | 10.04.2025 21:45 Uhr

der umgang...

... mit dem bestand überzeugt nicht, die vorredner haben völlig recht. ein gestalterisch starkes 70er-jahre-haus (mit meines erachtens denkmalwürdiger fassade) wurde zu einem dumpfen ungehobelten klotz mit nichtssagender stino-lochfassade umgemünzt. eine leider völlig uninteressante architektonische gestaltung ohne eigene meinung und identitätskraft, die man der stadt lieber erspart hätte.

8

Arcseyler | 10.04.2025 21:03 Uhr

www.

Beim Bettenhaus hätte eigentlich gereicht, statt der zusammenfassenden horizontalen Krone mit dem Schriftzug, die Vertikaltrakte oben unterschiedlich hoch zu vereinzeln. Der obere Abschluss entscheidet alles und hier auch noch die ganze Umgebung.

7

Arcseyler | 10.04.2025 20:53 Uhr

.de

Es wurde einfach nicht geschafft das riesen Bettenhaus zu verräumlichen, was eigentlich auch eine riesen Chance ist. Im Konzert mit anderen Dominanten. Etwa zu einer Gruppe vertikaler Trakte. Statt dessen hat man die Handbremse gezogen im weißen Klein Klein. Erinnert an Poelzigs Kapitulation vor den Dimensionen.

6

Andrea Palladio | 10.04.2025 11:17 Uhr

Sanierung

Obwohl man den Bestandsbau maximalst möglich vergammeln ließ, muss man klar konstatieren, dass der wenigstens noch gewisse gestalterische Qualitäten aufwies.

Die Sanierung ist steril, aseptisch, uninspiriert, konzeptlos - kurz: grausam schlechte Architektur. Freilich, im Inneren hilft die farbliche Auffrischung, aber von außen kann man nur von einem vollkommenen Desaster sprechen.

5

Sven Swora | 10.04.2025 10:11 Uhr

Charité

Mein Vater, Karl-Ernst-Swora, war 14 Jahre der Chef-Architekt der Charité (1976-90). Sein originales Bettenhochhaus nahm trotz seiner Dimensionen durch seine Materialität Bezug auf das historische Erscheinungsbild der Charité. Gemeinsam mit einem kompetenten Beraterteam von Ärzten wurden damals die Räumlichkeiten (z. B. Operationssäle) auf die medizinischen Erfordernisse zugeschnitten. Nach dem Umbau gab es auch hier starke Kritik an den neuen Gegebenheiten.

4

Kritiker | 10.04.2025 08:12 Uhr

Häßliche Allerweltssanierung - Komplett mißlungen

Den DDR-Bau hat man systematisch herunterkommen lassen, um dann die "notwendige" Totalsanierung zu forcieren. Schade, dabei hatte der Bau Tradition zum Standort und Potenzial, wie man an diversen Sanierungsbeispielen aus Frankreich und Belgien sieht. Den hätte man den richtig schmuck machen können statt so eine weiße abweisende Kiste, die schon nach Krankenhaus riecht beim hinsehen. Außerdem ist die Charité von Ziegeln dominiert, das hat man selbst in der DDR beachtet und die Gebäude, genauso wie das Bettenhochhaus mit solchen als verbindendes Element hinbekommen. Selbst das hat man bei der Sanierung nicht auf die Kette bekommen, so eine wichtige Institution wie die Charité auch angemessen zu repräsentieren in ihrem Charakter und den Bestand - auch Jüngeren - adäquat einzubinden. Erbärmlich, wie da die Gremien rangegangen sind. Aber das war an der grausigen Betthochhaus-Sanierung schon zu erahnen - dort war übrigens mal ein Ziegelsockel geplant, welcher dann aus Geiz weggestrichen wurde. Einfach traurig.

3

Moppelhuhn | 09.04.2025 21:40 Uhr

Schon den Umbau des Bettenhochhauses ...

... fand ich ziemlich mißlungen. Vor der Sanierung hatte es eine warme, erdige Farbe. Jetzt "erstrahlt" es in einem kalten, sterilen Weiß, das sich bei fast jeder Wetterlage irgendwie mit der Farbe des Himmels beißt (wie man gut auf den Bildern sehen kann). Es wirkt jetzt geisterhaft wie ein Leichentuch. Da ist es fast schade, daß es aufgrund der Luftreinhaltung nicht so schnell Patina ansetzen wird wie der "Altbau" ...

Und nun hat man auch den Rest des Gebäudes mit der Unfarbe Weiß verunstaltet. Warum nicht wenigstens Grau? Wenn man einzelne Elemente in einer anderen Farbe hält, etwa die Fenster farblich absetzt, nimmt ein warmes Grau gerne diese Farbe an, während ein Weiß jeden Versuch, sich farblich abzusetzen, im wahrsten Sinne des Wortes "eiskalt" überstrahlt ...

2

Genius_loci | 09.04.2025 18:11 Uhr

Adieu tristesse!

Gruseliger Altbau, selbst für DDR-Verhältnisse (Foto 4!).
Das konnte wirklich nur besser werden. Und die Transformation vom hässlichen Entlein zum weißen Schwan ist geglückt, vor allem innen. Dass dafür alles bis auf den Rohbau zurückgebaut werden musste, glaube ich gerne. Nun kann der Flachbau wieder vor dem großen Bruder bestehen.

1

Baumeister | 09.04.2025 16:10 Uhr

Zum STERBEN schön

Zitat:"Die Fassaden wollen Eigenständigkeit und Zugehörigkeit gleichzeitig signalisieren....Die Lochfassade am Robert-Koch-Platz orientiert sich an den historischen Gebäuden ringsum."

Wer schreibt eigentlich solche Texte?
Mal hingehen und Phrasen hinterfragen!

Der trostlosen Gestaltung der neuen Architektur wird es voraussichtlich ergehen wie dem unsinnigen Vordach, mit dem für wenige Jahre der Eingang aufgehübscht wurde, bis es dem neuen Neuen weichen musste.

 
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