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16.09.2025

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Auf Wachstum ausgelegt

Bürobau bei Genf von Herzog & de Meuron


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Als bisher größtes Investment in der über 200-jährigen Firmengeschichte bezeichnet die Schweizer Bank Lombard Odier ihren neuen Hauptsitz in Bellevue am Genfer See. Den Entwurf dafür lieferten Herzog & de Meuron aus Basel. Zukünftig sollen hier über 2.000 Menschen unter einem Dach zusammenarbeiten, die zuvor auf sechs verschiedene Standorte rund um Genf verteilt waren.

Bereits zum geladenen Wettbewerb 2017 stand der Name One Roof im Raum, unter dem das Gebäude seit der Fertigstellung im September 2025 firmiert. An der Aufgabe beteiligten sich acht Büros – die meisten davon nicht weniger namhaft als Herzog & de Meuron. Das Baseler Büro setzte sich gegen Entwürfe von unter anderem BIG, Dominique Perrault, OMA und Diener & Diener durch und überzeugte die Bank mit seiner „ultramodernen Architektur, die [...] Eleganz und Innovation verbindet.“

Das Haus befindet sich auf einem leicht abschüssigen Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Genfer See und ist Teil des Masterplans Champ-du-Château, der auf dem Areal zwei großformatige Volumen und einen abgesenkten Park vorsieht. Das gegenüberliegende Wohnhaus mit rund 290 Einheiten wurde vom Genfer Büro Favre+Guth geplant. Dieses verantwortete als ausführendes Büro auch die Fertigstellung des One Roof.

„Wir wollten etwas Leichtes, das Bewegung symbolisiert; eine konkave Fassade, die einladend ist und wie eine Umarmung wirkt“, so Pierre de Meuron zum Entwurf. Tatsächlich wirkt das Gebäude trotz seiner Bruttogrundfläche von 71.000 Quadratmetern angenehm luftig – was wohl an der zu allen Seiten und über die volle Höhe geöffneten Fassade liegen dürfte und durch die geschwungenen Konturen der weit auskragenden Deckenplatten verstärkt wird.

Dank besonders weiten Auskragungen entstehen stellenweise exponierte Terrassen, die zumeist an repräsentative Innenräume mit doppelter Geschosshöhe gekoppelt sind und die Orientierung zum See suchen. Die Verteilung der Nutzungen sei im Dialog mit der Umgebung entstanden, schreiben Herzog & de Meuron, und man habe versucht, dem Gebäude samt Nutzungen keine Ausrichtung vorzuschreiben.

Neben Büros für die 2.000 bestehenden Mitarbeitenden bietet der Verwaltungsbau Besprechungsräume, Fitnessbereiche, ein Auditorium für rund 500 Gäste und gastronomische Angebote diverser Ausmaße – vom Bistro im Eingangsbereich über ein Restaurant im Erd-, bis hin zur Cafeteria im 5. Obergeschoss. Zukünftiges Wachstum sei dabei schon berücksichtigt, so die Architekt*innen. Man plante sicherheitshalber gleich Raum für 800 Mitarbeitende mehr ein. 

Beton bildet das Tragwerk in Form von Platten, Stützen und aussteifenden Kernen, von denen vier als Treppenhäuser dienen. Im Innenraum gesellen sich zu Sichtbeton und Glas behaglichere Holzoberflächen und Teppichböden. Das linsenförmige Atrium bringt Tageslicht in die tiefen Gebäudebereiche und erinnert mit seinen stark reflektierenden Flächen an das Innere einer Geode. 

Baukosten wurden nicht veröffentlicht, auf der Webseite von Lombard Odier findet sich jedoch eine Angabe von 2022. Damals rechnete man mit einer Investitionssumme von umgerechnet gut 320 Millionen Euro. (tg)

Fotos: Maris Mezulis


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

a_C | 18.09.2025 10:59 Uhr

>> Stützenwald <<

Dieses HdM-Werk ist kein wirklich schlechtes Gebäude, aber auch nicht besonders gelungen, finde ich. Außen stören mich die vielen vertikalen Elemente, vor allem der übertriebene Stützenwald. So eine Unruhe muss doch nicht sein.

Innen irritiert das Aneinander von großzügigen Gesten, die insbesondere durch die Raumhöhen zustande kommen, und mickrigen Raumunterteilungen entlang des unglücklicherweise verglasten und in seiner Ausprägung viel zu eng geratenen Atriums.

Das viele Geld hat sicher dabei geholfen, das Gebäude nicht zu einem kompletten Versagen werden zu lassen. So kann man sich wenigstens an den hochwertigen Materialien und den vielen Details erfreuen. Im größeren Maßstab handelt es sich aber um keinen guten Entwurf und ein Werk, das deutlich unterdurchschnittlich für dieses Büro ist.

PS: Ja, ich stimme zu: Die Großraumbüros (s. Bild 15) wirken wie aus der Zeit gefallen. Jeder, der da seine Arbeitszeit absitzen muss, hat mein größtes Bedauern. Ich nehme an, dass das aber eine konkrete Anforderung des Bauherren war und kein Angebot des planenden Büros.

6

Verstehen | 17.09.2025 21:11 Uhr

aus Bildern

Interessant und faszinierend ist die Sammlung vom Prozess, der hier natürlich nicht gezeigt wird ;-) Es ist logischerweise einiges an Kraft in das Bauwerk geflossen. Aus jeder Richtung. Schön ist es geworden. Kannst sagen was du willst :-)

5

mawa | 17.09.2025 14:51 Uhr

Gefällt mir

Wenn das schon protzig sein soll, dann gute Nacht, Marie. Mir gefällt das minimal Verspielte, das in dem an mehreren Stellen auftauchenden Volutenmotiv liegt. Ein Gebäude wie ein Thonet-Sofa, als Kompliment gemeint.

4

Arcseyler | 17.09.2025 08:21 Uhr

.de

Beim zu sich kommen gerät die Moderne ganz außer sich, ganz aus dem Häuschen. Sogar das innerste ist nur eine aufgebogene Glasform.

3

auch ein | 16.09.2025 17:43 Uhr

architekt

das ist wirklich ein peinlicher runtergekühlter und mausetoter protz-palast .
und mit den "antiken" drehtüren mit den "subtil eingepassten" banklogos macht man auf tradition.

und "offen und umarmend" finde ich ihn auch grade nicht...



2

romanesco | 16.09.2025 15:59 Uhr

Glanz & Elend

Hier wird nicht gekleckert. Es handelt sich ja auch um die Hauptverwaltung einer Bank. Da nicht gekleckert wird, finden wir uns in bester Lage (Bellevue), wenn auch nicht auf den allerbesten Plätzen (vorn die Kantonsstraße, hinten die Eisenbahn). Aber so nah am Genfersee wie möglich.
Die Geste und ihre Umsetzung sind atemberaubend. Die Baukosten sind es wahrscheinlich auch. Zu gerne hätte ich aber auch ein Bild aus den Galeerendecks gesehen, aus dieser schönen neuen Arbeitswelt, die global mehr oder minder gleich aussieht, heißen die Protagonisten nun Zalando, Nike oder eben Lombard Odier. Ein Blick auf die Grundrisse verrät, wo der Hauptanteil der Zweitausend untergebracht ist.

1

peter | 16.09.2025 15:54 Uhr

ich muss da immer an

chipperfield's elbtower denken.

 
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