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01.01.2005

Helmut Riemann. Weiterbauen. Architektur im Kontext

Bücher im Baunetz


Der Mann wird gelegentlich schon als der neue Scarpa - oder zumindest der neue Schattner - gehandelt: Der Lübecker Architekt Helmut Riemann gilt als ein ganz heißer Tipp, wenn es um kluge, gestalterisch offensive Altbau-Umnutzung geht.
Wie den genannten Altvorderen gelingt es ihm, bei Um- und Neubauten im historischen Kontext eine ganz eigene, unverkennbar zeitgenössische Architektursprache gegen das Alte zu setzen und es damit zu adeln, hervorzuholen, zu polieren – und oft überhaupt erst zu seinem Wert kommen zu lassen.


Riemanns Ruhm bezieht sich fast ausschließlich auf eine endliche Anzahl von Bauten, die er zwischen 1986 und 2001 im Auftrag der örtlichen Sparkasse hauptsächlich in der ostfriesischen Stadt Norden realisieren konnte. Spätestens seit dem Bauwelt-Heft 38 von Oktober 2002 („Der Neue Weg in Norden“) hat die Fachwelt Kenntnis von diesem außergewöhnlichen Œuvre in der nordwestlichsten Provinz-Ecke Deutschlands.


Im genannten Bauwelt-Heft hatte der Autor Ulrich Höhns dieses Werk mit professionellen Fotos von Gert von Bassewitz und Lukas Roth vorgestellt. Nun ist das aus der Bauwelt bekannte Material zum Buch aufbereitet und erweitert worden. Zum einen: Das war notwendig, und es ist gut gemacht. Zum anderen: Wer das Bauwelt-Heft hat, erfährt nichts wesentlich Neues.


Die Texte sind länger, die Fotos größer und zahlreicher. Damit ist das Werk Riemanns umfassend gewürdigt. Gelungen ist die Doppelseite, die sich mit den Freiraumgestaltungen beschäftigt - das hatte in der Bauwelt gefehlt. Kleine Rückschritte sind auch dabei: Der Lageplan hatte in der Bauwelt eine Legende zu den einzelnen Bauten, die im Buch weggelassen wurde. Besonders ärgerlich: Die zum Verständnis sehr instruktiven „Vorher“-Fotos der oft völlig verhunzten Altbauten vor Riemanns Eingriff sind im Buch auf Briefmarkengröße eingedampft worden.


Riemann in Norden - dieses Œuvre muss inzwischen leider als abgeschlossen gelten, denn der Bauherr hat sich offenbar intern anders aufgestellt und hat wohl keinen Bedarf mehr an guter Architektur. Schlimmer noch: Der Großteil der Riemann-Bauten am Neuen Weg steht inzwischen leer. Wer sich auf Architekturexkursion dorthin begibt, sollte sich auf leere Schaufenster und trostlose Anblicke gefasst machen. Unverständlich, dass dieses aktuell erschienene Buch davon nichts berichtet.
(Benedikt Hotze)

Ulrich Höhns
120 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, Hardcover, 24,90 Euro
Junius, Berlin, 2004
ISBN: 3-88506-554-1


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