Überall ist Bewegung: Man hört den Lärm der Großstadt, eine gewisse Hektik gehört dazu. Die Stadt besteht aus ihren Bewohnern, aus Leben, Bewegung, Geräuschen. Doch ist da auch eine Dimension der Stadt, die einfach Materie ist, pure Architektur, Raum, geschaffen und beiläufig existierend. Diese unverfälschte Ästhetik fängt Friederike von Rauch mit der Kamera ein. Ihre Bilder sind Abbildungen ihrer Wahrnehmung der Stadt. Sie hat Brüssel, Berlin und Rotterdam erlebt, hat – unter anderem als ‚artist in residence’ – in und mit diesen Städten gelebt, und Ausschnitte ihrer Geometrien fotografisch festgehalten. Die entstandenen Fotografien finden sich nun in einem die Ausstellung ihres Projektes begleitenden Buch, erschienen bei Hatje Cantz. Betrachtet man Friederike von Rauchs Bilder, entwickelt sich das Gefühl, selbst vor Ort gewesen zu sein. So Rauch gewährt einen Blick, für einen Moment, mehr nicht, vor allem aber nicht weniger. Ihre Bilder sind Ausschnitte der Realität, gleich einem „Augenblick“, Fragmente von Gesehenem, Wahrgenommenem. Sie lassen einen Zwischenraum zwischen Wirklichkeit und Gedachtem begreifen, was sich dem Betrachter fast abstrakt äußert. Die Herangehensweise der Fotografin ist geprägt vom langen Suchen, Beobachten, Warten. Ihre Geduld geht einher mit der fragmentarischen Beschränkung ihrer Bildausschnitte. Sie klammert den Menschen dabei aus ihren Bildern aus, jedoch lediglich in seiner Körperhaftigkeit, denn sein Geist und seine Handlungen sind ihren Motiven immanent, sie bedingen sie. Von Rauch setzt den Fokus auf das Bild selbst, auf die Ästhetik des Raumes, des Lichtes, der Farben, Kanten, Strukturen und Flächen. Diese Reduktion ermöglicht es ihr, den Betrachter ihrer Bilder zu sensibilisieren, für Ausschnitte aus dem realen Bewegungsraum, für Momente ohne Bewegung. Großformatig und in hoher Qualität gedruckt, erlauben die Fotografien dem Betrachter einen Augenblick des
entspannten Einatmens. Einfühlende, genau recherchierte Texte in annähernd gleichen Farben wie die Fotografien sie enthalten, rahmen die Fotos, erklären belässt sie das Vorgefundene, um es abzubilden, und erfasst damit seine ureigene Realität. Unterlegt von eigenem Charakter, Geschichte sowie auch von der Situation ihres Auffindens und Erlebens, verweigern sich die Orte in ihren Bildern jedoch jeglicher Ausmalung. Was bleibt, ist die rein materielle Projektion der Orte, ihr Wahrnehmungsraum. Friederike von die Hintergründe des Entstehens der
Bilder. Das Buch beschreibt eine auf den ersten Blick unheimlich leise, auf den zweiten sehr laute und starke Arbeit. Die Ausstellung des Fotografie-Projektes ist momentan noch bis zum 11. Januar 2008 im Vlaams-Nederlands Huis deBuren in Brüssel zu sehen.
(Andrea Böhm)
Zum Thema:
Friederike von Rauch - Sites
Hrsg. Andres Lepik, 2007
Texte: D. van der Brempt, A.
De Craemer, E. Gallodoro, G.
van Istendael, A. Lepik
Deutsch, Englisch, Niederländisch
132 Seiten, 76 farbige Abbildungen,
gebunden, 39,80 €
ISBN 978 3 7757 2039 7
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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andrea... | 10.12.2009 15:54 Uhrsowas...
...da ist aber ganz schön was durcheinander gekommen......