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10.06.2015

Barkow Leibinger: Spielraum

Bücher im BauNetz


Von Jeanette Kunsmann

Bücher sind Fetisch pur – das wissen die Verlage, das weiß Karl Lagerfeld, und so geht es auch den meisten Designern und den Architekten. Letztere dürfen ihr Werk zwar seit Aufhebung des Werbeverbots 1999 auch auf einer eigenen Webseite präsentieren, verzichten deshalb aber nicht auf die gedruckte und gebundene Werkschau. Im Gegenteil: Es sind vermutlich nie so viele Architekten-Monographien erschienen wie in den letzten Jahren.

Eines dieser Bücher stammt von dem Berliner Büro Barkow Leibinger – sie schenkten es sich zum 21. Geburtstag. 1993 von der Stuttgarterin Regine Leibinger und dem in Kansas City geborenen Frank Barkow gegründet, ist das Studio damit sowohl nach deutschem als auch nach amerikanischem Recht volljährig – also erwachsen. Braucht man da ein Buch? Und wenn ja, für wen? Nur für sich selbst, oder auch für andere? Sie hätten in den letzten zwanzig Jahren mit so vielen und verschiedenen Leuten zusammengearbeitet, so viele Vorlesungen gehalten, da sei so ein Buch nicht nur für einen selbst, sondern für einen großen Kreis, beantwortet Regine Leibinger diese Frage auf der Buchvorstellung in den Räumen von Walther König. Bereits im Dezember 2014 erschienen, hatten die Architekten dort Mitte Mai ihr Werk unter dem Titel „Büchern vorgestellt – zusammen mit Stephan Trüby. Diese Konstellation passte insofern äußerst gut, da Trüby auf der einen Seite ein bekannter Kurator und Theoretiker ist, auf der anderen Seite aber vor vielen Jahren auch als Architekt gearbeitet hat – im Büro von Barkow Leibinger.

Regine Leibinger und Frank Barkow haben ihr Buch ernst genommen, als ein Projekt, wie ein Gebäude. Über drei Jahre dauerte der Prozess, etwa 400 Seiten sind es geworden. Mutig wurden Informationen wie die Werkliste weggelassen, man findet alles dazu auf der Website, die parallel zur Publikation von den Londoner Grafikern ZAK Group einen Relaunch bekam.

Die inhaltliche  Gliederung in die fünf Themenfelder „Fabrication / Research“, „Liminal Façade / Deep Surface“, „Ultra Structural“, „Makeover“ und „Site Specific“ half den Architekten dabei, ihr Archiv zu sortieren, steht aber gleichzeitig auch symbolisch für die Arbeitsweise und die Haltung des Büros. „Letztendlich sind Barkow Leibinger genauso sehr ‚bricoleure‘ wie Ingenieure. Der ‚bricolage‘, dem Basteln, wohnt immer ein Element inspirierten Handelns inne“, schreibt Hal Foster in seinem Vorwort „Architektur als Instrument” und schafft eine Brücke zum Titel: „Und wie wir von den größten deutschen Philosophen der Ästhetik wissen, ist ein solches Spiel auch für die Kunst grundlegend wichtig: Es eröffnet einen Raum für fantasievolle Antworten auf alle gestellten Fragen. Letztendlich ist es das, was die Architektur von Barkow Leibinger uns anbietet: Spielraum, Raum für Erfindungen.“

Foster ist einer der vier Autoren, die Barkow Leibinger mit den Texten für ihr Buch beauftragt haben. Carson Chan setzt die Projekte in Seoul, Berlin und Marrakesch in einen Kontext, Sarah Whiting fokussiert sich auf die Beziehung von Barkow Leibinger zu Dach und Decke und Brett Steele schreibt über das Architekturdenken der Berliner Architekten. Der Dokumentarfotograf Iwan Baan hat den Trumpf-Campus in Ditzingen besucht und zeigt in seinem Fotoessay die Architektur von Frank Barkow und Regine Leibinger in ihrer alltäglichen Nutzung.

Es ist nicht ihre erste Publikation, aber die erste mit einem solchem Umfang. Bereits mit „Bricoleur“ und „An Atlas Of Fabrication“, beide bei Architectural Association Publications erschienen, haben Barkow Leibinger gezeigt, dass ihre Bücher einen eigenen Willen und Charakter haben. Bereits hier haben sie auch mit Zak Kyes zusammengearbeitet und sich auf ein konsequentes Layout eingelassen, das den Inhalt wie die Folien einer ihrer „Lectures“ präsentiert. In dem dritten Buch geben sie den Inhalten einen anderen Raum, orientieren sich aber an einem klaren Raster – passend zu ihrer Haltung: „Für mich muss Architektur nachvollziehbar sein, und sie muss angemessen sein“, sagt Regine Leibinger. „Das sind die Schlüsselbegriffe für (unsere) architektonische Haltung.“ Vielleicht lässt sich dieses Zitat auch auf die Buchbranche übertragen.

Barkow Leibinger. Spielraum
Gestaltung von Zak Group
Hatje Cantz, 2014
Hardcover, 426 Seiten
Deutsch, Englisch
58 Euro


www.hatjecantz.de


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