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24.11.2013

Afritecture

Bücher im BauNetz


Wer vor zehn Jahren nach Literatur über zeitgenössisches Bauen aus Afrika gesucht hatte, musste enttäuscht feststellen: Mehr als ein paar lose Faltblätter von französischen Instituten und Lehmverbänden oder vergriffene Klassiker über den Lehmbauexperten Gernot Minke waren kaum zu finden. Das hat sich zum Glück geändert. Längst finden zeitgenössische Architekturprojekte, die sich mit den lokalen Bedingungen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten in Afrika auseinandersetzen, ihren Weg in europäische Architekturmagazine, Feuilletons und Sammelpublikationen. „Afritecture – Bauen mit der Gemeinschaft“ heißt das aktuelle Projekt von Andres Lepik – es ist die erste Ausstellung des neuen Direktors am Architekturmuseum der TU München. Mit dem markanten Kompositum holt er zusammen mit der Co-Kuratorin Anne Schmidt (TU München) zeitgenössische Architektur aus Kenia, Nigeria, Burkina Faso oder Südafrika in die Pinakothek der Moderne. Parallel dazu ist bei Hatje Cantz der gleichnamige Katalog erschienen. In rosa-orange-braunes Leinen geschlagen – an die lehmfarbene Steppe in Afrika erinnernd – wurde in roten Lettern der Begriff Afritecture in den Buchdeckel geprägt. Es soll ein neues Standardwerk sein – und das ist es auch.

Ebenso, wie Lepik sich in seiner Ausstellung nicht nur auf alte Bekannte wie den Architekten Francis Kére konzentriert, sondern auch die Bandbreite unbekannterer Projekte zeigt, geht auch der Katalog auf beispielhafte Positionen der zeitgenössischen Architektur Afrikas südlich der Sahara sein, die nicht alle bekannt sind. Projekte wie die schwimmende Schule von NLÉ, die Bildungseinrichtungen von den Architekten Emilio und Matteo Caravatti oder der Kindergarten in Johannesburg, entworfen vom Design-Build-Studio der TU Wien, werden von einer Reihe themenbezogener Essays ergänzt und vertieft. 

Im Interview mit Okwui Enwezor, künstlerischer Leiter der documenta 11 und heute Direktor im Münchner Haus der Kunst, spricht Andres Lepik über Entwicklung und Chancen vernakulärer Architektur, über Rolle des Architekten in der afrikanischen Gesellschaft, aber auch über das Operndorf von Christoph Schlingensief und Francis Kéré. „Das Vorhaben erinnert mich ein wenig an Werner Herzogs Fitzgeraldo“, verrät Enwezor. „Das meine ich eher ironisch, da das, was Schlingensief vorhatte, meines Wissens schon x-mal gemacht worden ist. In Afrika werden solche Projekte als ‚weiße Elefanten’ bezeichnet.“  Nach seiner letzten Ausstellung „Think Global. Build Social! Bauen für eine bessere Welt“ im DAM Frankfurt und der großen MoMA-Show „Small Scale, Big Change. New Architectures of Social Engagement“ in New York ist „Afritecture“ die logische Weiterführung von Lepiks bisheriger kuratorischer Arbeit; hier wird die gesamte Forschung über soziale Architekturprojekte in Afrika zusammengetragen. Der klug konzipierte Katalog wird sicher weit über die Ausstellung hinaus auf großes Interesse stoßen – in weiser Voraussicht ist er parallel zur deutschen auch in einer englischen Fassung erschienen. (Jeanette Kunsmann)

Afritecture. Bauen mit der Gemeinschaft
Hrsg. Andres Lepik
Hatje Cantz, Ostfildern 2013
Leinen, 272 Seiten, 206 Abbildungen
deutsche oder englische Ausgabe
38 Euro

www.hatjecantz.de


Zum Thema:

Schuhe ausziehen: Die Ausstellung „Afritecture“ ist noch bis zum 13. Januar 2013 in der Münchner Pinakothek der Moderne zu sehen. 
www.architekturmuseum.de


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