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29.02.2012

Burle Marx, die Moderne der Landschaft

Bücher im BauNetz


Dass der Brasilianer Robert Burle Marx (1909-94) erst Maler und Bildhauer war, bevor er Landschaftsarchitekt wurde, ist in seinen berühmten Gärten und Parks in Brasilien deutlich zu spüren. Beinahe zufällig kam er zur Landschaftsgestaltung, erst während eines Berlin-Aufenthalts in den 1920er Jahren kam er mit der vielfältigen Pflanzenwelt Brasiliens in Berührung. Als er 1930 nach Brasilien zurückkehrte, fing er an, Pflanzen zu sammeln. Während eines Kunst-Studiums lernte er den Architekten Lucio Costa kennen, für den er 1932 einen kleinen Garten gestaltete. Aus dem Hobby wurde eine Berufung, und aus dem Maler wurde der berühmteste Landschaftsarchitekt der brasilianischen Moderne.

Es scheint auch aus heutiger Sicht, dass die klaren Formen der brasilianischen Moderne nicht halb so überzeugend wirken würden, wenn Burle Marx diese nicht so gekonnt in seine üppigen Pflanzenwelten hätte übergehen lassen. Die Vielfalt in seiner Arbeit ist nur dann erstaunlich, wenn man nicht weiß, dass Burle Marx jahrzehntelang immer wieder mit Botanikern und Architekten auf Expedition in den brasilianischen Regenwald fuhr, um mehr über die Flora und Fauna seines Heimatlandes zu erfahren.

So sorgten seine Pflanzenplanungen bei manchen Gebäuden für ein harmonisches Fortführen der verspielt-modernen Formen in den Außenraum, bei anderen setzte er auf klare Kontraste: Etwa, wenn er dem berühmten Gesundheitsministerium in Rio (1938) einen verschlungenen Dachgarten verpasste oder wenn er für das UNESCO-Gebäude in Paris (1965) eine Gartenlandschaft entwirft, in der die Wasserbecken und Pflanzbeete wie ein abstraktes Gemälde wirken. Die Architektur wird durch die Landschaft zum Gesamtkunstwerk.

Dieses großartige Buch ist im Rahmen einer Ausstellung erschienen, die zu Burle Marx' 100. Geburtstag erst in Brasilien, dann in Paris zu sehen war, und es ist weit mehr als eine umfassende Monographie seines Schaffens. Erstens, weil immer wieder auch seine Zeichnungen und Malereien gezeigt werden, sodass der Zusammenhang zwischen seinem künstlerischen und seinem landschaftsplanerischen Werk deutlich wird. Zweitens, weil zwei ganz rührende Originaltexte von Burle Marx enthalten sind, und drittens letztlich, weil der Fotograf Leonardo Finotti den Auftrag erhielt, alle Gärten und Parkanlagen Burle Marx' noch einmal aktuell zu fotografieren. Erst diese schwelgerischen Aufnahmen von Anlagen, die ja teilweise bereits 80 Jahre alt sind, belegen die füllige Kraft, die von den seinen Pflanzenwelten heute noch ausgeht. (Florian Heilmeyer)

Roberto Burle Marx: The Modernity of Landscape
Hg.: Lauro Cavalcanti, Francis Rambert, Fares el-Dahdah
Softcover, 24 x 30 cm, 350 Seiten
Actar, 2011
39 Euro

www.actar.com


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