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10.12.2011

Wenn wir Tiere wären

Bücher im BauNetz


„Ich hatte schon längst gemerkt, dass ich selbst alt sein wollte, weil mir die Lust an jeder Art von Arbeit abhanden gekommen war. Ich sehnte mich nach Ruhe und Untätigkeit. Ich musste diese Sehnsüchte verheimlichen, weil sie mir altersmäßig noch lange nicht zustanden.“ Der, der das sagt, ist ungefähr Anfang 40 und von Beruf Architekt. Diese Berufsangabe hatte uns auf diesen Roman aufmerksam gemacht. Ein Architekt, der keine Lust hat zu arbeiten?

Wilhelm Genazino führt uns hier einen Ich-Erzähler vor, der in lakonischer Distanz zu sich selbst sein eigenes „Streben nach Lebensersparnis“ beobachtet: „Ich musste mich hüten vor zu viel überflüssigen Erlebnissen.“ Erst ist er freiberuflich tätig, allerdings abhängig davon, dass ihm Aufträge aus einem bestimmten Architekturbüro zugeschanzt werden. Nicht die ganz großen Sachen zur künstlerischen Selbstverwirklichung, eher sowas wie Kaufhaus-Tiefgaragen. Ausgangspunkt der Geschichte ist nun, dass dieser Auftragsvermittler plötzlich stirbt. Dessen Chef, der Büroinhaber, hat sich daraufhin unseren nichtsnutzigen Helden als dessen Nachfolger ausgesucht. Doch mit den Zwängen der Festanstellung kommt der Tagträumer nicht zurecht.

Mit den Frauen auch nicht. Seine Freundin hält er mit getrennten Wohnungen auf Distanz: „Um den Konflikt wenigstens anzudeuten, verweise ich nur auf meine Erleichterung, wenn Maria nach einem gemeinsamen Wochenende meine Wohnung wieder verließ. Ich hielt den Konflikt geheim, weil ich nicht erklären konnte, worin meine Erleichterung denn bestand.“ Schon wieder so ein Geheimnis.

Dieses hübsche kleine Buch führt eine ehrgeizlose Hauptfigur vor, die allein deshalb für den typischen Architekten eine Provokation sein muss. Es liest sich gut; in präziser, aber einfacher Sprache werden so manche schrägen Alltagsbeobachtungen in Worte gefasst, bei denen die titelgebenden Tiere eine regelmäßige Rolle spielen. Viele der Sätze möchte man laut vorlesen. Ach ja, eins noch: In gewisser Hinsicht ist es ein Jungsbuch. Die unhinterfragte Selbstverständlichkeit, mit der der Erzähler mehrere Frauenbeziehungen gleichzeitig führt, dürfte nicht jeder Fraus Sache sein. (-tze)

Wilhelm Genazino: Wenn wir Tiere wären

Carl Hanser Verlag, München 2011
Gebunden, 160 Seiten, 17,90 Euro


www.hanser-literaturverlage.de


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