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06.07.2020

Dérive zwischen Büchern

Bibliothek in Oslo von Lundhagem und Atelier Oslo


Mit Bibliotheken ist es wie mit Städten: Man kann sich flanierend von einer Straße zur nächsten, von einem Regal zum anderen treiben lassen und dabei ständig Unerwartetes oder Neues entdecken. Oslos Stadtbibliothek Deichmanske bibliotek – sowohl eine der ältesten als auch die größte öffentliche Bibliothek Norwegens – wünschte sich für ihr neues Hauptgebäude Deichman Bjørvika, an prominenter Stelle zwischen Hauptbahnhof und Oper gelegen, eine Architektur, die Besucherinnen und Besucher explizit zu einer solchen Reise in die Welt der Bücher und Medien einlädt. Den 2009 ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen die beiden Osloer Büros Lundhagem und Atelier Oslo architects mit einem Entwurf, der auf eine Verwebung mit dem Umfeld setzt sowie mit weiten Blickachsen und versteckten Nischen zum räumlichen Erkunden anregt.

Im Auftrag der Stadt Oslo auf einem relativ kleinen Grundstück errichtet, wächst der Neubau fünf Stockwerke in die Höhe und ein Untergeschoss in die Tiefe. Er bietet auf 19.600 Quadratmetern Bruttogrundfläche Raum für rund 450.000 Bücher. Dazu kommen Flächen für eine Vielzahl von Aktivitäten vom Nähkurs bis zum 3D-Druck, ein Auditorium mit 200 Sitzen, ein Kino und Gastronomie. Auch wenn sich in der am 18. Juni 2020 eröffneten Bibliothek derzeit coronabedingt nur 1.000 statt wie vorgesehen bis zu 3.000 Menschen aufhalten können, strebt die Institution eine jährliche Besucherzahl von zwei Millionen an.

Um das Volumen auf der limitierten Grundfläche nicht zu hoch werden zu lassen, kragt der Baukörper an zwei Stellen deutlich aus: Das erste Geschoss überragt an der Ostseite den davorliegenden Gehweg, und das vierte Geschoss schiebt sich ganze 20 Meter über den Vorplatz, wobei es zugleich den Eingangsbereich überdacht. Diese vorspringende Rampe ist über Zugstäbe in das Dach eingehängt, das wiederum als gefaltete Betonkonstruktion ausgeführt wurde.

Um Offenheit zu kommunizieren, ist das Sockelgeschoss komplett einsehbar gestaltet. Die Erschließung erfolgt über drei Eingänge, die visuell mittels diagonaler Schächte quer durchs Volumen bis zu Oberlichtern im Dach fortgeführt werden. In den oberen Geschossen verschmelzen diese Schächte zu einem einzigen Atrium, das von Rolltreppen belebt wird. Durchlässige Bereiche treffen auf geschlossenere Abschnitte, die um drei freistehende Büchertürme herum organisiert sind. Diese entlasten zugleich die Fassade, die sich teils transparent, teils transluzent zeigt. Hier alternieren schmale, vertikal angeordnete Sandwichpaneele mit Isolierglasscheiben. Die innere Fassadenschicht aus diffusem Glas streut das Licht auf angenehme Weise und funktioniert wie ein Vorhang, der sich stellenweise für weite Ausblicke über den Oslo Fjord öffnet. (da)

Fotos: Einar Aslaksen



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