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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Berliner_Museum_des_20._Jahrhunderts_wird_450_Millionen_kosten_7003895.html

17.09.2019

Krasse Räume

Berliner Museum des 20. Jahrhunderts wird 450 Millionen kosten


Das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin, jener mal als „Hangar“, mal als „Kulturscheune“ bezeichnete Backsteinbau von Herzog & de Meuron (Basel) wird nach aktuellen Berechnungen 450,2 Millionen Euro kosten. Und nicht, wie bislang offiziell angesetzt, 200 Millionen Euro. Mehr als doppelt so teuer also – diese Kostensteigerung bestätigte und verteidigte heute Mittag ein ganzes Komitee bei einer Pressekonferenz. Die fünf Herren an den Rednerpulten, unter anderem Hermann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der extra eingeflogene Jacques Herzog, hatten recht kurzfristig geladen. Denn schon länger zeichnet sich ab, dass die 200 Millionen, die sich Monika Grütters vom Bundestag für den Museumsneubau am Kulturforum genehmigen ließ, nicht ausreichen werden. Seit ein paar Tagen aber kursieren unterschiedliche Zahlen in den Medien – selbst Kosten von 600 Millionen erwähnte die FAZ am Montag – und mit den Gerüchten kochte auch die Kritik am Museumsneubau für die Hauptstadt wieder auf. Bis hin zur großen Frage, ob man denn überhaupt ein solches Museum bräuchte.
 

Doch alle Entscheidungsträger halten an der Scheune fest. Das Gebäude, das eine seit Dekaden bestehende städtebauliche Lücke am Kulturforum schließen und zudem einem Großteil der sonst im Depot lagernden Berliner Moderne-Sammlung Präsentationsflächen geben soll, wird gebaut – als Bundesprojekt, denn schließlich zahlt der Bund für die Architektur von Herzog & de Meuron, nicht das Land Berlin oder etwa die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Gestern noch hatte Grütters den neuen Kostenplan dem Haushaltsausschuss des Bundestags vorgelegt. Dieser wird die 450,2 Millionen, die sich aus Baukosten in Höhe von 364,2 Millionen Euro, künftigen Bau- und Indexsteigerungen in Höhe von 52,2 Millionen Euro und Risikokosten in Höhe von 33,8 Millionen Euro zusammensetzen, in seinen Entwurf aufnehmen. „Wir haben die Unterstützung von Finanzminister Olaf Scholz“, sagt Hermann Parzinger. Der Spatenstich soll noch in diesem Herbst erfolgen. Man rechnet mit einer Fertigstellung im Jahr 2026.

Das außen schlicht ausfallende und im Detail hoch komplexe Museumsgebäude von Herzog & de Meuron, das nach einer Überarbeitung des Wettbewerbsentwurfs dichter, nun um zwei Geschosse tief und sehr viel kompakter zwischen den ikonischen Bauten von Hans Scharoun, Mies van der Rohe und der Matthäikirche stehen soll, wird gewiss einige Missstände in der Berliner Kulturlandschaft durch seine Architektur lösen können. Dennoch kann man sich fragen, wie nach der Überarbeitung der Pläne gleich eine Verdopplung der Kosten entstehen kann. Jacques Herzog reagiert auf diese Zahlensprünge entspannt: Seine Architektur spiegele nur die Gesellschaft wider. Und diese wolle nun einmal bestimmte Kunstwerke und bestimmte Bedingungen für diese Kunstwerke. „So ein Museum – das sind krasse Räume.“ Ein Großteil der Kosten entstehe allein durch die Haustechnik und die Schaffung der notwendigen klimatischen Erfordernisse für die Kunst, das habe „nichts mit teuren Materialien wie einem vermeintlich edlen Backstein zu tun.“ (sj)


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Stand der Planungen für das Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum, Herbst 2019: Ansicht auf Westfassade mit Baumhof, Matthäikirchplatz und St. Matthäus-Kirche.

Stand der Planungen für das Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum, Herbst 2019: Ansicht auf Westfassade mit Baumhof, Matthäikirchplatz und St. Matthäus-Kirche.

Haupteingang, Ansicht vom Scharounplatz, mit großflächig verglaster Nordfassade

Haupteingang, Ansicht vom Scharounplatz, mit großflächig verglaster Nordfassade

Blick vom Haupteingang nach Süden und auf den Ost-West-Boulevard. Abgebildetes Sarah Morris: 1972 (Rings), 2006-2013

Blick vom Haupteingang nach Süden und auf den Ost-West-Boulevard. Abgebildetes Sarah Morris: 1972 (Rings), 2006-2013

Boulevard mit Blick vom Erdgeschoss aus nach Norden auf die Treppe und den Haupteingang. Abgebildetes Werk: Lawrence Weiner: Aphorism-Archimedes, 2007

Boulevard mit Blick vom Erdgeschoss aus nach Norden auf die Treppe und den Haupteingang. Abgebildetes Werk: Lawrence Weiner: Aphorism-Archimedes, 2007

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