Die Aussegnungshalle von Braunger Wörtz Architekten (Blaustein) bildet den ersten fertiggestellten Bauabschnitt der Generalsanierung des Klosters Reute. Die römisch-katholische Ordensgemeinschaft bischöflichen Rechts der Franziskanerinnen von Reute existiert seit über 175 Jahren. Im oberschwäbischen Reute, einem Ortsteil der 20.000-Einwohner-Stadt Bad Waldsee, wirken die Schwestern nun seit mehr als 150 Jahren. 2022 begannen Sanierung und Umbau der denkmalgeschützten Klosteranlage, um sich unter anderem durch integrierte Wohn- und Gästebereiche zu öffnen.
Die 37 Quadratmeter große, quadratische Aussegnungshalle stellt sich in den Vorfriedhof des historischen Klosterschwesternfriedhofs. Sie wird von 85 Zentimeter starken, vor Ort gestampften Lehmwänden gebildet, denen ein auskragendes, begrüntes Betondach aufsitzt. Da Braunger Wörtz die Innenseiten der mittleren Wandpartien leicht anschrägten, fällt sanftes Licht vom Rand der Decke ein. Die Materialwahl sei symbolisch für die Funktion des Gebäudes, erklären die Architekt*innen und verweisen auf die liturgische Formel „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ als Teil christlicher Bestattungsrituale.
Pivot-Türen aus Eiche führen in den schlichten Innenraum mit einem Kreuz aus Schwarzstahl und einem Kerzenhalter. Auch der Boden ist aus Lehm gefertigt und reguliert gemeinsam mit den Wänden das Raumklima. Sommerliche und winterlichen Extremtage gleicht eine in den Wänden integrierte Bauteilaktivierung aus. Sie wird von einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und der bestehenden Photovoltaikanlage des Klosters versorgt. (sbm)
Fotos: Brigida González
Zum Thema:
In der BauNetz WOCHE #409 widmeten wir uns sakralen Bauten jenseits der Religionen, die neue Formen des Gedenkens erlauben. Darunter befinden sich Beispiele von Bayer & Strobl Architekten, AMUNT oder Paolo Zermani.
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
reto | 23.05.2025 12:49 UhrSpontan
von außen betrachtet gefiel mit das Objekt sehr gut. Das Dach, der einladende Eingang, das Material - ziemlich gut. Innen aber eher nicht. Sowas lebt ja auch vom Kontrast. Da hätte man etwas Edles gegen die "unedlen" Wände setzen können. Z.B. die Decke glatt weiß hätte dem etwas mehr Leichtigkeit und Höhe - und damit auch Spirituelles gegeben. Genau so der Boden - nun wirkt das auch noch so, als ob dort mittig ein Gullideckel wäre. Spontan fragt man sich warum auf Bild 3 jemand ein Kreuz in den Carport, Punpenraum, was-auch-immer gestellt hat.