An eine Schule denkt man bei diesem Gebäude in der litauischen Stadt Kaunas vermutlich nicht sofort. Zu verschlossen wirkt die neue Fassade, zu streng das äußere Erscheinungsbild. Doch der erste Eindruck täuscht: Im Inneren entfaltet sich ein Gefüge aus großzügigen Räumen, in denen man sich das Lernen durchaus vorstellen kann.
Realisiert wurde die Herojus School vom ortsansässigen Architectural Bureau G. Natkevicius & Partners. Das Gebäude – ein längliches Volumen im Zentrum der zweitgrößten Stadt des Landes – ist keineswegs ein beliebiger Bestand. Zwischen 1928 und 2009 beherbergte es eine der größten Druckereien Litauens. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden hier sogar Münzen geprägt. Als typischer Industriebau der Zwischenkriegszeit bringt das Gebäude eine gewisse gestalterische Strenge mit und offenbar auch genug Substanz, um erhalten zu bleiben.
Eine prägende Neuerung ist die Fassade. Vertikale Paneele aus verzinktem Stahlblech in unterschiedlichen Breiten überziehen das Gebäude wie eine Rüstung. Sie reflektieren das Licht – jedes auf seine Weise – und verleihen dem Baukörper trotz aller Massivität eine gewisse Lebendigkeit. Die Architekt*innen betonen, dass der industrielle Charakter dadurch nicht verloren gehe. Straßenseitig ragen zwischen den Fenstern Boxen aus der Fassade, ebenfalls aus Stahl.
Das Gebäude ist ein Betonskelett mit teilweise erhaltenen Mauerwerkswänden. Im Inneren wurde vieles entfernt. Einerseits, da es statisch möglich war, andererseits zugunsten eines pädagogischen Konzepts, das offene und flexible Lernumgebungen fordert. Herojus ist eine private, bilingual geführte Bildungseinrichtung, die neben Sprach- und Fachkompetenz vor allem Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung vermitteln will.
Die Bruttogrundfläche umfasst rund 3.000 Quadratmeter. Im Erdgeschoss sind Gemeinschafts- und Sporträume untergebracht. Diese Ebene soll auch der Nachbarschaft offen stehen für öffentliche Veranstaltungen, Märkte, Seminare oder Aufführungen. Eine breite Sitztreppe, die als Zuschauerraum genutzt werden kann, verbindet das Erd- mit dem ersten Obergeschoss. Darüber gliedern sich die Klassenräume um offene Flurzonen. Zwei weitere, breite Treppen verbinden das dritte und vierte Obergeschoss. Auch innen bleibt der industrielle Charakter präsent – Betonstützen und -träger, offene Installationen, verzinkte Treppen. All das wirkt bewusst roh belassen. (gk)
Fotos: Lukas Mykolaitis
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peter | 21.07.2025 19:02 Uhrdaumen hoch
klasse fassade und innenräume - sehr schön!