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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Andre_Heller_stellte_Plaene_fuer_Passauer_Zentrum_vor_4611.html

27.01.1999

Event statt Architektur?

André Heller stellte Pläne für Passauer Zentrum vor


Am 25. Januar 1999 hat der Wiener Künstler André Heller seine Pläne für das Zentrum der Stadt Passau vorgestellt. Dort soll die Nibelungenhalle abgerissen und der Bereich um den Exerzierplatz neu gestaltet werden.
Heller plant eine Parkanlage und ein Einkaufszentrum mit 15.000 Quadratmetern, an dessen Rückseite das „Europäische Haus“ ein Festspielhaus für Theater- und Messeveranstaltungen entstehen soll. Die Gebäude sollen ineinander übergehen, und auf den Dächern ist eine Grünanlage geplant. Die Kosten für das Projekt belaufen sich nach Berechnungen der „Heller Werkstatt“ auf 60 bis 80 Millionen Mark.
Bürgermeister Willi Schmöller zeigte sich laut Presseberichten von Hellers Planungen begeistert. Kritiker, wie eine Gruppe Passauer Bürger mit dem Namen „Forum“, fordern dagegen mit Nachdruck einen internationalen Architekturwettbewerb für den sensiblen Bereich.
Der Passauer Stadtrat hatte 1997 beschlossen, den Bereich um den Exerzierplatz neu zu gestalten. Ziel des Projekts „Neue Mitte“ sollte es sein, durch eine Neuordnung zum einen die Attraktivität der Innenstadt und ihrer Einkaufsmöglichkeiten gegenüber der der Konkurrenz auf der „grünen Wiese“ zu erhalten und auszubauen. Zum anderen sollte mit dem „Europäischen Haus“ ein alternativer und weniger belasteter Veranstaltungsort zu der von den Nationalsozialisten errichteten Nibelungenhalle entstehen können. Der Hamburger Architekt Volkwin Marg hatte ein entsprechendes Nutzungsszenario einschließlich eines neuen Verkehrskonzepts und der Umgestaltung des Platzbereiches entwickelt und im vergangenen Jahr präsentiert.
Daß die Stadt Passau nun ausgerechnet mit André Hellers Unterstützung den Handel und die Kaufkraft für die Stadtmitte zurückerobern wollen, führte Volkwin Marg gegenüber dem BauNetz darauf zurück, daß einige der Verantwortlichen dem immer größer werdenden Bedarf nach „Urban Entertainment“ offenbar nicht widerstehen könnten. Inspiriert und berauscht vom Erlebnispark Meteorit, den Heller für die RWE in Essen gestaltet hat, und der „magischen Selbstpräsentation“ des Künstlers, sei man wohl der Verheißung erlegen, auch in der eigenen Innenstadt etwas „ganz Großes“ schaffen zu können.
Auch wenn Marg sich wünscht, daß nach dem Abklingen des aktuellen Medienrummels wieder kritische Stimmen laut würden und eine andere Lösung für die in seinen Augen einzigartig schöne Altstadt Passaus gefunden werden könnte, kommentierte er das gesamte Geschehen wenig hoffnungsfroh und lakonisch: „Wir marschieren ab, im Stechschritt ins Entertainment.“

Weitere BauNetz-Meldungen zum Thema finden Sie in der News-Datenbank unter dem Suchbegriff „Nibelungenhalle“.


Zu den Baunetz Architekt*innen:

gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner


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